Ein Interview in 13 Fragen

Persönlich: Doreen Stümpel

Malerin & Keramikerin: Im Friedrichstädter Atelier Wunschbecher werden Gefühle auf besondere Weise sichtbar und sehr lebendig.

Wie oft im Leben ist es ausschlaggebend, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein. So war es auch bei Doreen Stümpel, die kurz vor dem Abitur im Schulbus einen Radiobeitrag hörte, der ihren Lebensweg tief prägte. Gesucht wurde eine Glas- und Kerammalerin, und die junge Frau, deren Eltern einem sehnlichst gewünschten Kunststudium aus verständlichen Finanzsicherheitsüberlegungen recht ablehnend gegenüberstanden, sah darin ihre Chance, doch noch auf einen künstlerisch-kreativen Berufsweg zu kommen. Die wohlgefüllte Mappe mit eigenen Bildern lag natürlich bereit, die Ausbilderin war schnell überzeugt, der Vertrag flugs unterschrieben. Nach Beendigung der Ausbildung, bei der sie viel mehr lernen durfte als die Berufsbezeichnung annehmen lässt (z.B. das Arbeiten an der Drehscheibe), schloss sie dann doch noch ein Studium an – selbstverständlich Kunst – und Philosophie.

Und dann ging es richtig los: Ermutigt durch ihre ehemalige Ausbilderin, der sie beim Aufbau einer Werkstatt in Dresden geholfen hatte und tatkräftig unterstützt von ihrem ebenfalls künstlerisch sehr begabten Mann Jan, wurde die erste eigene Werkstatt in Greifswald eröffnet.
Nach dem Umzug nach Nordfriesland, näher zur Familie, fehlte nur noch ein geeignetes Ladenlokal, das sich glücklicherweise im Fünfgiebelhaus am Fürstenburgwall fand. Happy End!

Unsere 13 Fragen an Doreen Stümpel

1. Name, Kunstrichtung

Doreen Stümpel,
Malerei, Keramik

 

2. Woher kommen Sie?
 
Von der Insel Rügen (Putbus)

 

3. Und wo leben Sie jetzt?

In Nordfriesland, im wunderschönen Friedrichstadt

Am Fürstenburgwall 11
0 48 81 – 93 65 03
E-Mail: kontakt@wunschbecher.de
https://die.wunschbecher.de/
https://www.friedrichstadt.de/die-stadt-entdecken/bummeln-in-friedrichstadt/kunsthandwerk/toepferei-wunschbecher/

 

4.  Gibt es etwas Bestimmtes, das Sie an Ihrer (neuen) Heimat lieben?

Die gesamte Atmosphäre liebe ich; an jeder Ecke könnte ich stehen bleiben und malen, was ich da sehe.
Mir gefällt sehr gut, dass der Ort gleichzeitig dörflichen und städtischen Charakter zeigt: Er ist überschaubar, idyllisch, auf angenehme Weise entschleunigt. Altmodische Laternen spiegeln sich auf dem Kopfsteinpflaster, überall leuchten die Rosen vor den Häusern, und jeder grüßt jeden mit einem freundlich-knappen „Moin“.
Auf der anderen Seite verfügt Friedrichstadt über eine für einen so kleinen Ort wirklich hervorragende Infrastruktur; selbst eine Krippe (Betreuung für Kinder ab dem 1. Lebensjahr) ließ sich hier einrichten, was im Westen Deutschlands keinesfalls selbstverständlich ist, für mich als Rüganerin aber einen hohen Stellenwert hat.

 

5. Mit welchem Material bzw. welcher Technik arbeiten Sie?

Im Studium habe ich alle möglichen Techniken erlernen können. Ich mag es, zu kombinieren und zeichne praktisch mit allem, was mir in die Finger fällt: Bleistift, Fineliner, Kugelschreiber, ganz egal.
In der Malerei bevorzuge ich Acrylfarben, u.a., weil sie so rasch trocknen. So kann ich, gerade, wenn mehr dazu kommen soll, vielleicht in einer anderen Technik, schnell weiterarbeiten und in meinem kreativen Fluss bleiben.

 

6. Wo kann man Ihre Werke zu sehen bekommen?  Ist ein aktuelles Projekt in Planung?

In unserem Laden am Fürstenburgwall ist natürlich einiges zu sehen. Gerne führe ich auch auswärtige Ausstellungen durch; 2020 waren zwei thematisch ausgeschriebene Ausstellungen geplant, die leider aus den bekannten Gründen nicht stattfinden konnten.
Ich mag es auch, mich an Wettbewerben, z.B. von Kunstvereinen zu beteiligen und habe auch schon Preise gewinnen können. Besonders gefällt es mir, wenn die Themenvorgaben so inspirierende Titel wie „Aufgegabelt“, „Kopfsache“ oder, passend zur Örtlichkeit, einem Jagdschloss: „Die Wildsau im Wandel der Zeit“ (1. Preis) tragen. Das setzt noch mal ganz andere Ideen frei.

Sehr gefreut habe ich mich auch über den Auftrag der Stadt Friedrichstadt, das Titelbild der Jubiläumsausgabe des Urlaubsmagazins und Reisetagebuchs 2021 zu gestalten. Auch dafür habe ich verschiedene Techniken kombiniert, u.a. mit Siebdruck gearbeitet und insgesamt dafür gesorgt, dass es in dem Bild richtig viel zu entdecken gibt – wie in Friedrichstadt auch.

Kleine Werkschau

7. Was ist das Besondere / der essentielle Kern Ihrer Kunst?

Mein persönlicher Stil. Etwas schwierig, dies konkret zu beschreiben. Menschen, die mich gut kennen, erkennen sofort, dass ein Bild von mir gemalt wurde, aber woran sie das erkennen, weiß ich nicht.
Auf jeden Fall möchte ich nicht nur abbilden, sondern Gefühle anschaulich machen. Sie auslösen oder ausdrücken; meine eigenen oder die des Betrachters.
Und mir gefällt die Vorstellung, etwas zu erschaffen, das länger bleiben wird als ich selber. Dies mag damit zusammenhängen, dass ich großen Respekt vor dem Tod habe.

 

8. Was wollten Sie früher mal werden? Ist es anders gekommen, und wenn ja, warum? Sehen Sie diesen Weg als prägend für Ihre Kunst an?

Ich wollte immer schon malen und habe auch gemalt, solange ich zurückdenken kann. Meine Ausbildung zur Glas- und Kerammalerin entsprang nicht meiner ersten Wahl. Sie hat mir aber eine grundsolide Basis geschaffen, auf der ich alles Weitere gut aufbauen konnte. Meine Ausbilderin, die Dipl.-Designerin (FH Keramik) Elena Zürn, hat mir viel mehr zu lernen ermöglicht als die Ausbildungsordnung vorsah, z. B das Arbeiten an der Drehscheibe. Durch die tatkräftige, zuverlässige und liebevolle Unterstützung meines künstlerisch ebenfalls sehr begabten Mannes konnte ich dann recht schnell meine erste eigene Werkstatt eröffnen. Und seitdem gehen wir unseren Weg konsequent weiter. Es ist alles richtig so, wie es gekommen ist.

 

9. Gelingt es Ihnen leicht, sich von Ihren Werken zu trennen? Was beeinflusst diesen Prozess?
(In welche Hände es kommt? Welche Bedeutung das Werk für Sie selber hat? Wie sehr Sie darum „ringen“ mussten? Oder etwas ganz anderes?)

Nein, das fällt mir relativ schwer. Je frischer das Werk ist, desto lieber möchte ich es noch ein Weilchen bei mir behalten. Dann rücken neue Stücke nach, beanspruchen Aufmerksamkeit und Raum, und die Trennung wird leichter.
Bei Auftragsarbeiten, z. B. keramischen Hausmarken, stellt sich die Problematik weniger, da ich von vornherein andere Grundvoraussetzungen habe; ich weiß ja, dass ich mich auf jeden Fall von dem Werk verabschieden muss.

 

10. Haben Sie ein Vorbild? Oder jemanden, den Sie verehren?

Ich liebe Moderne Kunst. Und jegliche Kunst, die einem Konzept folgt.
Als Einzelkünstlerin möchte ich Frida Kahlo nennen, deren Ausdrucksstärke mich fasziniert.

 

11. Mögen Sie eine Eigenschaft nennen, die Ihr bester Freund bestimmt als für Sie typisch auswählen würde?

Keine Ahnung. Vielleicht „impulsiv“? In gewissen Dingen „leicht ungeduldig“?

(Aus dem Hintergrund ist anderes zu hören: „Zugewandt“. „Herzlich“. „Verlässlich“!)

 

12. Tauchen Sie selbst manchmal in einem Ihrer Kunstwerke auf? Wenn ja, in welcher Weise?

Natürlich drücke ich mich immer in irgendeiner Weise in meinen Werken aus. Das geschieht aber unbewusst.

 

13. Zum Abschluss bitte noch einen Satz fürs “Große Ganze”:
Haben Sie ein Lebensmotto/Credo, das Sie uns mit auf den Weg geben möchten?

„Es wird sich finden.“ Oder: „Es stört keinen großen Geist.“
Einfach versuchen, ein wenig entspannter durchs Leben zu gehen.

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