Christine Ax
Philosophin – Politologin – Journalistin – Expertin für Nachhaltigkeit im Handwerk – Mutter – Schachfreundin – Malerin & Keramikerin: Die Aufzählung ist keinesfalls vollständig! Wer so viele Begabungen geschenkt bekam und so viele Interessen pflegt und immer wieder neue entdeckt, landet früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei künstlerischen Betätigungen. Bieten diese doch die Möglichkeit, die Vielfalt der gemachten Erfahrungen, die eigenen Gedanken und Träume in einzigartiger Weise auszudrücken.
Vor drei Jahren hat sich Christine Ax nun auf diesen Weg begeben – ohne ihre anderen Aktivitäten aufzugeben.
Aus tiefstem Herzen entspringendes Engagement löst sich im schönsten Farbrausch nicht auf, wird nicht unter Ton begraben.
Es ist immer da.
Unsere 13 Fragen an Christine Ax
Christine Ax
Malerei, Skulpturen
Danach immer im Norden gelebt, mehr als 20 Jahre in Hamburg.
In Friedrichstadt.
Prinzenstraße 33
25840 Friedrichstadt
015126691150
info@christineax.de
www.christineax.de
Friedrichstadt erinnert an die „ideale Stadt“; von der Größe, dem durchgeplanten, überschaubaren Grundriss, der Einwohnerzahl her.
Ich gehe gerne durch die Stadt, erfreue mich an ihrer Schönheit. Man muss nur achtgeben, dass man sich von allem Pittoresken nicht dazu verleiten lässt, an eine „Heile Welt“ zu glauben. Man sollte sich hüten, allzu hohe Anspruchserwartungen zu wecken oder zu hegen, denn letztlich müssen diese über die Wirklichkeit ja auch eingelöst werden.
Wenn man weiß, dass in Schleswig-Holstein 2/3 aller Tier- und Pflanzenarten verschwunden sind, fällt es nicht ganz leicht, die Natur unbeschwerten Herzens zu genießen.
Sehr gern arbeite ich mit wasserlöslichen Ölfarben (weil diese nicht riechen und keinen gesundheitsschädlichen Terpentinzusatz enthalten) und mit Temperafarben auf Naturpigmentbasis. Ich male auf Leinwand und auch viel auf Holz.
Auch Kreide verwende ich gern.
Acrylfarben gehören nicht zu meinen Favoriten.
Ansonsten liebe ich es, mit Kombinationen aus allen möglichen Bereichen zu experimentieren.
Im Bürgertreff in der Prinzenstraße findet sich eigentlich immer das eine oder andere Stück von mir.
Konkrete Projekte zu planen ist gerade aus den bekannten Gründen nicht so erbaulich.
Ideen und Träume gibt es natürlich aber gleichwohl.
Kleine Werkschau
Vielleicht erstmal vorweg:
Ich spreche lieber von „Künsten“ statt von „Kunst“. Es geht darum, etwas zu können. Eigentlich sogar nur, etwas zu tun. So wie jemand zum Unternehmer wird, weil er etwas unternimmt, ist der Künstler Künstler, weil er etwas, was er kann, auch tut.
So schaffe ich meine Bilder oder Skulpturen aus Freude am Tun und aus der mir schon immer eigenen Liebe zum Handwerk, zunächst mal nur für mich.
Da ist ein Bedürfnis, sich auf den Weg zu machen, zu einem bestimmten Material zu greifen. Wenn es gut läuft, stellt sich dann dieser sogenannte „Flow“ ein, ein sehr wohltuender Zustand, indem sich alles entwickeln darf, was ausgedrückt werden möchte.
In der Betrachtung des fertigen Werks fließen dann gewissermaßen verkopfte Beurteilungskriterien ein:
Was habe ich dazugelernt? Bin ich besser geworden? Wie sehen andere das Werk? Usw.
Das interessiert mich eigentlich nicht. Ich lerne gerne und kann mir nur schwer vorstellen, einen Weg weiterzugehen, auf dem ich mich nicht entwickeln dürfte. Dies ist aber nicht das erklärte Ziel am Ausgangspunkt. Es ergibt sich von allein. Dem bekannten Zen-Gedanken „Der Weg ist das Ziel“ kann ich viel abgewinnen.
Für mich bedeutsam sind die auf verschiedenen Ebenen gemachten Erfahrungen und die Ästhetik bzw. Schönheit des Ergebnisses.
Das „Besondere“ meiner Werke zu benennen ist schwierig. Ich habe ja erst vor drei Jahren damit angefangen und befinde mich mitten in diesem spannenden Entwicklungsprozess. So kann ich im Moment nur feststellen, dass es wohl die mir eigene Herangehensweise in ihrer fast unbegrenzten Vielfalt ist, die mich ausmacht. Und vielleicht sollte ich erwähnen, dass alle meine Stücke Einzelexemplare sind. Und bleiben werden.
en? Ist es anders gekommen, und wenn ja, warum? Sehen Sie diesen Weg als prägend für Ihre Kunst an?
Bis zu meinem 16. Lebensjahr wollte ich Tänzerin werden. Ich habe hart dafür gearbeitet und bin so weit nach oben gelangt wie es an der Ballettschule, bei der ich getanzt habe, möglich war. Dann hätte ich meinen Heimatort verlassen und auf ein Sportinternat wechseln müssen, was meine Eltern nicht erlaubt haben. Das war eine herbe Enttäuschung.
Meine zweite Leidenschaft, nämlich die Welt durch Denken zu durchdringen, habe ich dann in meinem Studium der Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politik ausgelebt. Mein Schwerpunkt war schon früh die Handwerksthematik, und ich denke, ich bin die einzige Philosophin, die sich dem „Homo faber“ so eng verbunden fühlt, so viel darüber forscht und Bücher veröffentlicht.
Ökologie und Umweltpolitik haben mich mindestens seit 1984 beschäftigt. Ich denke, einer der Kerngedanken damals, der leider auch heute noch aktuell ist, war die Frage, warum Müll erzeugt werden muss, um arbeiten zu dürfen.
Da ich etwas (zum Guten) bewegen möchte, engagiere ich mich nach wie vor für diese Themen, schreibe auch viel dazu (was mir durch eine journalistische Ausbildung, die ich später noch absolviert habe, keine großen Schwierigkeiten macht).
Mir fällt auf, dass diese drei Lebensschwerpunkte, nennen wir es mal so, etwas gemeinsam haben. Sowohl im Tanz, als auch beim Schreiben und natürlich auch bei der künstlerischen Betätigung geht es darum, sich dem „Flow“ zu überlassen. Sich ihm wirklich hingeben zu können macht den Unterschied in der Qualität. Natürlich müssen die Tänzer die Vorgaben der Choreografie exakt einhalten. Die Journalistin hat über eine vom Chefredakteur ausgewählte Veranstaltung zu schreiben, mit vorgegebener Zeilenzahl und Abgabetermin. Sich nun mechanisch an die Aufgabenerfüllung zu begeben, erzeugt nur durchschnittliche Ergebnisse. Das Geheimnis höherer Qualität ist das vorbehaltlose Sich-darauf-Einlassen.
Insofern sehe ich tatsächlich einen stringenten Zusammenhang zwischen allen meinen Tätigkeitsfeldern.
Nein, ganz leicht fällt mir das nicht. Es handelt sich ja um Einzelstücke, die alle ihre Entstehungsgeschichte und ihren jeweiligen Hintergrund haben.
Ich finde es schade, dass in unserer Gesellschaft oft so selbstverständlich der Wert von etwas an den Geldwert geknüpft wird.
In anderer Weise ausgedrückte Wertschätzung ist mir entschieden lieber. Dennoch sehe ich auch, dass eine durch einen Verkauf erzielte Geldsumme sehr wichtig sein kann, etwa zur Finanzierung des Friedrichstädter Bürgertreffs verwendet werden kann, der mir sehr am Herzen liegt.
Ich mag die Impressionisten. Die Neue Deutsche Sachlichkeit (Otto Dix z.B.), die sich sozialkritischen Themen widmet. Und Neo Rauch.
Als Künstler, den ich persönlich kennenlernen durfte, möchte ich den Friedrichstädter Maler Thomas Freund nennen. Ich bewundere seine ausgefeilte Technik und finde viele seiner Motive wunderschön. Er ist ein richtig guter Lehrer, der genau spürt, was er seinen Schülern zutrauen darf und sie damit von Anfang an sehr ermutigt – und nicht zuletzt ein toller Mensch.
Eigenwillig. Analytisch. Engagiert.
Eher selten. Wenn, dann schon mal in Familienaufstellungen. Oder mich in verschiedenen Zeitdimensionen.
Nur Leben ist Reichtum.
Weitere Beiträge über Künstler:innen in und um Friedrichstadt
Persönlich: Doreen Stümpel
Doreen Stümpel liebt die gesamte Atmosphäre von Friedrichstadt. Die kuscheligen Ecken, die alten Laternen, das Kopfsteinpflaster. Natürlich liebt sie ihre Familie, zwei wunderbare Katzen eingeschlossen. Und sie liebt ihre Kunst. Es ist so gut, dass sie ihre reiche Gefühlswelt auch auf diese Weise auszudrücken vermag. Für sie – und für alle, die ihre Werke zu schätzen zu wissen.
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Isgard Meeder schaut genau hin. Sie erkennt unter der Oberfläche der ersten Beobachtung weitere Ebenen, wie z.B. in ihrer „Hornträger“-Reihe: Das Gesicht einer Kuh ist klar erkennbar das Gesicht einer Persönlichkeit. Eine weitere Kuh und noch eine kommen hinzu, allesamt differenzierte Persönlichkeiten. Die zunächst naheliegende menschliche Assoziation „Kuh gleich Nutzvieh“ rückt in weite Ferne. Ein äußerst sympathischer Ansatz.
Persönlich: Aaron Gratz
Aaron Gratz lebt in seinen Werken. Sie sind immer sehr persönlich und verarbeiten und zeigen seine ureigene Sichtweise und Haltung zum Geschehen um ihn herum. Dafür braucht es nichts Spektakuläres. Die Faszination hängt weder an Farbe noch Format. Auch wenn das Wort zuweilen überstrapaziert erscheinen mag: Es ist wohl die Authentizität, die den Betrachter in Bann zieht.
Persönlich: Maria Ziaja
Die himmelblaue Spezialglasur war schon vor ihren Friedrichstädter Zeiten das ganz besondere Markenzeichen von Maria Ziajas Keramik. Daher stammen die verführerischen Beschreibungen wie „wenn der Himmel die Erde küsst“ und „Blau trifft auf rau“. Doch wir finden, nirgendwo passt diese Farbe so gut hin wie in die Weiten Nordfrieslands mit ihrem unendlichen, „tonalto-blauen“ Horizont. Dem Himmel sei Dank, dass Maria und ihre Familie den Weg in den echten Norden gefunden haben!
Persönlich: Carola Batt-Michel
Carola Batt-Michel lässt sich nicht festlegen: Sie singt Rock, Pop, Jazz. Wildesten Punk und gefühlvolle, romantische Balladen. Sie folgt eben in größtmöglicher Freiheit ihren Gefühlen, die „PinkyPunkyPopPrincess“, wie sie sich mit dem ihr eigenen Humor manchmal selbst bezeichnet.