Gotteshäuser

 

 

 

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Wo eine höhere Macht zu Hause ist

Für Friedrichstadt, die „Stadt der religiösen Toleranz“, begann die Geschichte der Religionen 1619 mit dem Verbot der Remonstranten in den Niederlanden. Auf der Suche nach Siedlern für die neu zu errichtende Stadt kam es Herzog Friedrich III. äußerst gelegen, den verfolgten Glaubensflüchtlingen die Option anbieten zu können, in Nordfriesland einen Ort nach heimischem Vorbild zu erbauen, wozu selbstverständlich auch ein Kirchengebäude gehören sollte.
So wurde an der Prinzeßstraße 1624 die erste explizit remonstrantische Kirche der Welt errichtet. (Übrigens bis heute die einzige außerhalb der Niederlande.)

Wer erlangt die Oberhand?

Die Adresse liegt relativ zentral, aber nicht am Marktplatz, dem eigentlichen Zentrum der Stadt. Dort findet man auch keine andere Kirche, denn für die relativ freiheitlich ausgerichteten Remonstranten war es essentiell, dass keine Religion durch eine präsentere Lage Überlegenheit demonstrieren können solle.
So verteilen sich die weiteren Gotteshäuser mehr oder weniger gleichmäßig um den Ortskern herum.

Schon 1625 konnten auch Katholiken erstmals nach der Reformation nördlich der Elbe eine Messe feiern. Nun, die Kirche durfte keinen Turm erhalten, und zunächst wurden die Gottesdienste auch nicht öffentlich gefeiert, aber es ging ja auch in erster Linie darum, sich die (katholischen) Spanier aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus gewogen zu halten. Trotz ihrer historischen Bedeutung als Mutterpfarrei an Schleswig-Holsteins Westküste wurde die Kirche vor einigen Jahren aus Kostengründen entwidmet. Ebenfalls am Geld scheiterte die Idee einer „Kunstkirche“. Seit 2007 werden in der (sogar zwischenzeitlich renovierten) Kirche jedoch wieder Messen abgehalten.

Die gegenwärtig größte Religionsgemeinschaft, die evangelisch-lutherische Christophorus-Gemeinde, erhielt ihre Kirche erst 1644. Es handelt sich um eine Saalkirche nach niederländischem Vorbild, zum großen Teil aus Moppen (kleineren Backsteinen) gebaut, die sich bei bewegten Untergründen als stabiler erweisen. Das Altargemälde von 1675 schuf der Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens, der Hofmaler von Friedrich III. Es zeigt die Beweinung Christi. Ovens selbst stellte sich in einer Männergestalt oben links dar und fand 1678 seine Grabstätte in der Kirche.

Vergleichsweise jung ist die 1946 gegründete lutherische Schwestergemeinde der Dänen, eine evangelisch-lutherische Auslandsgemeinde, die von der DSUK (Dänische Seemanns- und Auslandskirchen) betreut wird. Sie ist eng verbunden mit der dänischen Staatskirche (Folkekirken). Die Gemeinde feiert jeden Sonntag mit einem dänischen Pastor ihren Gottesdienst und teilt sich (im Sinne einer Simultankirche) mit den im 16. Jahrhundert aus der Täuferbewegung hervorgegangenen Mennoniten eine Kirche, die am Mittelburgwall  gelegene Mennonitenkirche, die baulich mit dem Stadtmuseum „Alte Münze“ verbunden ist und ebenfalls auf einen Kirchturm verzichtet.
Die Kirche ist als schlichte mennonitische Predigtkirche mit einer zentralen Kanzel konzipiert worden. Sie hat weder Kirchenglocke noch bildliche Ausschmückungen, und der für mennonitische Kirchen unübliche Altar und ein Kruzifix sind auch nur vorhanden, weil sie den dänischen Lutheranern wichtig sind. Eine Pastorentafel über dem kleinen Taufbecken gibt Aufschluss über die bisher am Ort gewirkt habenden dänischen Pastoren.

Die Remonstrantenkirche verfügt über einen unübersehbaren Kirchturm und ist recht aufwendig restauriert worden.
Der ursprünglich dreischiffige, auf das Jahr 1624 zurückgehende Kirchenbau wurde während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1850) zerstört. Der Wiederaufbau in den Jahren 1850 bis 1854 setzt ein neues, stilistisch geschlossenes Design durch und orientiert sich am Klassizismus des 18. Jahrhunderts. Äußerlich erinnert die Kirche an Bauten der Niederlande. Im Inneren werden Vorgaben des remonstrantischen Bekenntnisses umgesetzt, indem Farbgebung und Schmuck sehr dezent gehalten werden. Die Kirche verzichtet sowohl auf einen Altar als auch auf ein großes Kreuz. Eine erhöhte Mittelkanzel ist zentral auf die Gemeinde ausgerichtet, denn es geht vorrangig um das WORT.

Die Synagoge wurde 1847, den Bedürfnissen einer gewachsenen jüdischen Gemeinde Rechnung tragend, als drittes Gotteshaus in Friedrichstadt eingeweiht. Sie war das zweite Gotteshaus der jüdischen Gemeinde, die damals mehr als 400 Mitglieder hatte. Direkt angrenzend befanden sich am Binnenhafen die jüdische Schule und in der Westermarktstraße das Wohnhaus des Rabbiners.

Toleranz nach dem Tode?

Schon 1677 wurde an der Treene ein jüdischer Friedhof angelegt, den man auch heute noch als solchen erkennt. Nachdem das Gelände 200 Jahre später nicht mehr ausreichte, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum lutherischen Friedhof im Osten der Stadt ein neuer Friedhof ausgewiesen. Dort liegen christliche und jüdische Verstorbene bis heute einträchtig nebeneinander – den Toten steht selbstverständlich jede Form von Auseinandersetzung fern – für ihre Hinterbliebenen müsste das hingegen nicht unbedingt gelten. Insofern stellt diese Tradition keine Selbstverständlichkeit dar.

Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Reichspogromnacht auch die Friedrichstädter Synagoge brannte.
Gut 300 Jahre der Einübung in Toleranz haben offensichtlich nicht wirklich etwas an den unermesslichen menschlichen Abgründen verändern können.
Nur wenige Friedrichstädter Juden überlebten den Holocaust und sind, soweit man weiß, auch nicht mehr nach Friedrichstadt zurückgekehrt.

Heute wird die ehemalige Synagoge als Gedenkort und Kulturstätte genutzt. (s. auch Beitrag „Ehemalige Synagoge“.)
Damit hätten wir den Bogen zur Kultur geschlagen. Die Synagoge kann diesbezüglich kaum noch als Geheimtipp gehandelt werden, so zahlreich und originell gestalten sich die dort seit vielen Jahren angebotenen kulturellen Leckerbissen.
Aber auch in der Remonstrantenkirche, die eine besonders gute Akustik zu bieten hat, finden regelmäßig wunderbare Konzerte statt.
Die Christophorusgemeinde ist ebenfalls ausgeprägt musikalisch unterwegs:
Deren Pfarrer spielt verschiedenste Instrumente, von der Gitarre bis zur Drehleier, von der Trompete bis zum Dudelsack, Klavier und Orgel sowieso; ein stimmstarker Gospelchor bereichert den einen oder anderen Gottesdienst und ist in Friedrichstadt und Umgebung nach inzwischen 25 Jahren schon lange kein Unbekannter mehr, und auch die Kaminkonzerte erfreuen sich großer Beliebtheit. Die von einigen engagierten Filmbegeisterten ins Leben gerufene Veranstaltung „Film vor Ort“ hat ebenfalls Gastrecht in dieser Gemeinde.
Es gäbe noch einiges mehr zu erwähnen, aber richtig Sinn macht dies erst wieder, wenn in Nach-Pandemie-Zeiten konkrete Events genannt werden können. Noch etwas Geduld also.

Fazit

Wie steht es nun um die vielbeschworene Friedrichstädter (religiöse) Toleranz?
Kein Kirchengebäude in bevorzugter Lage – aber manche mit Turm, manche ohne. Vielleicht nur eine Geschmackssache.
Wo sind die Quäker, schwedischen Kirchen-Separatisten, Zeugen Jehovas und Mormonen geblieben, die einmal in Friedrichstadt lebten? Nun, mit der Zeit ändert sich manches.
Leben eigentlich wieder Menschen jüdischen Glaubens hier bei uns? Bekannt ist darüber nichts.
In offiziellen Verlautbarungen werden ausschließlich christliche Gemeinschaften aufgelistet; gibt es nicht auch Menschen nicht-christlichen Glaubens im Ort? Diese haben sich nicht offiziell organisiert, aber ihre Nicht-Erwähnung gibt ein wenig zu denken. Man kann recht schnell, sicher zumeist unabsichtlich, Menschen nicht so behandeln, wie sie es verdient hätten. Etwas mehr Aufmerksamkeit in diesem Bereich täte uns allen sicher gut.

Dennoch gab und gibt es immer wieder schöne Überschneidungen zwischen den Gruppen, die die Autorin anrühren; beispielsweise die Gastfreundschaft, die verschiedene Gemeinden ihren Brüdern und Schwestern anderen Glaubens zuteilwerden lassen.
Da haben wir die schon erwähnte Mennonitenkirche, in der Mennoniten und dänische Lutheraner ihre Gottesdienste feiern.
Die Remonstranten gestatteten 1675, als sich die ersten Juden in Friedrichstadt niederließen, diesen die Mitbenutzung ihrer Kirche, da sie noch nicht über eine eigene Synagoge verfügten. Sie konnten sich dort sogar ein rituelles Bad einrichten, das heute leider nicht mehr erhalten ist.
Und die Katholiken fanden zeitweise Aufnahme im Gemeindehaus der evangelischen Christophorusgemeinde und feierten auch oft die evangelischen Gottesdienste in gelebter Ökumene mit.
Wahrscheinlich ist die Aufzählung nicht vollständig. Sie zeigt aber, worum es gehen sollte: Um Zusammenhalt. In der Praxis. Ob man sich dann ausdrücklich als „Stadt der Toleranz“ bezeichnen mag, oder es vielleicht doch lieber eine Nummer bescheidener handhabt, ist vielleicht Geschmackssache.

 

  • (Ehemalige) Synagoge, Am Binnenhafen 17
    geöffnet zu Veranstaltungen und nach individueller Vereinbarung
    Tel. 04881-1511
  • Katholische Kirche St. Knud, Am Fürstenburgwall 15
    geöffnet 9-17 Uhr
    Tel. 04841-2516
  • Ev.-Luth. Kirche St. Christophorus, Am Mittelburgwall 40
    geöffnet zur Zeit nur zu den Gottesdiensten
    Tel. 04881-341
  • Dänische Lutheraner, Am Mittelburgwall 21 bzw. Prinzenstr. 28
    Tel. 04881-533
    Gottesdienst jeden Sonntag, in dänischer Sprache
  • Mennonitenkirche, Am Mittelburgwall 21
    Kontakt über Ralf Mader
    Tel. 04881-7557
  • Remonstrantenkirche, Prinzeßstr. 26
    geöffnet im Sommerhalbjahr tagsüber, ganzjährig im Rahmen von Stadtführungen. Gottesdienst am letzten Sonntag des Monats, 10 Uhr

 

 

Wo eine höhere Macht zu Hause ist

Für Friedrichstadt, die „Stadt der religiösen Toleranz“, begann die Geschichte der Religionen 1619 mit dem Verbot der Remonstranten in den Niederlanden. Auf der Suche nach Siedlern für die neu zu errichtende Stadt kam es Herzog Friedrich III. äußerst gelegen, den verfolgten Glaubensflüchtlingen die Option anbieten zu können, in Nordfriesland einen Ort nach heimischem Vorbild zu erbauen, wozu selbstverständlich auch ein Kirchengebäude gehören sollte.
So wurde an der Prinzeßstraße 1624 die erste explizit remonstrantische Kirche der Welt errichtet. (Übrigens bis heute die einzige außerhalb der Niederlande.)

Wer erlangt die Oberhand?

Die Adresse liegt relativ zentral, aber nicht am Marktplatz, dem eigentlichen Zentrum der Stadt. Dort findet man auch keine andere Kirche, denn für die relativ freiheitlich ausgerichteten Remonstranten war es essentiell, dass keine Religion durch eine präsentere Lage Überlegenheit demonstrieren können solle.
So verteilen sich die weiteren Gotteshäuser mehr oder weniger gleichmäßig um den Ortskern herum.

Schon 1625 konnten auch Katholiken erstmals nach der Reformation nördlich der Elbe eine Messe feiern. Nun, die Kirche durfte keinen Turm erhalten, und zunächst wurden die Gottesdienste auch nicht öffentlich gefeiert, aber es ging ja auch in erster Linie darum, sich die (katholischen) Spanier aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus gewogen zu halten. Trotz ihrer historischen Bedeutung als Mutterpfarrei an Schleswig-Holsteins Westküste wurde die Kirche vor einigen Jahren aus Kostengründen entwidmet. Ebenfalls am Geld scheiterte die Idee einer „Kunstkirche“. Seit 2007 werden in der (sogar zwischenzeitlich renovierten) Kirche jedoch wieder Messen abgehalten.

Die gegenwärtig größte Religionsgemeinschaft, die evangelisch-lutherische Christophorus-Gemeinde, erhielt ihre Kirche erst 1644. Es handelt sich um eine Saalkirche nach niederländischem Vorbild, zum großen Teil aus Moppen (kleineren Backsteinen) gebaut, die sich bei bewegten Untergründen als stabiler erweisen. Das Altargemälde von 1675 schuf der Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens, der Hofmaler von Friedrich III. Es zeigt die Beweinung Christi. Ovens selbst stellte sich in einer Männergestalt oben links dar und fand 1678 seine Grabstätte in der Kirche.

Vergleichsweise jung ist die 1946 gegründete lutherische Schwestergemeinde der Dänen, eine evangelisch-lutherische Auslandsgemeinde, die von der DSUK (Dänische Seemanns- und Auslandskirchen) betreut wird. Sie ist eng verbunden mit der dänischen Staatskirche (Folkekirken). Die Gemeinde feiert jeden Sonntag mit einem dänischen Pastor ihren Gottesdienst und teilt sich (im Sinne einer Simultankirche) mit den im 16. Jahrhundert aus der Täuferbewegung hervorgegangenen Mennoniten eine Kirche, die am Mittelburgwall  gelegene Mennonitenkirche, die baulich mit dem Stadtmuseum „Alte Münze“ verbunden ist und ebenfalls auf einen Kirchturm verzichtet.
Die Kirche ist als schlichte mennonitische Predigtkirche mit einer zentralen Kanzel konzipiert worden. Sie hat weder Kirchenglocke noch bildliche Ausschmückungen, und der für mennonitische Kirchen unübliche Altar und ein Kruzifix sind auch nur vorhanden, weil sie den dänischen Lutheranern wichtig sind. Eine Pastorentafel über dem kleinen Taufbecken gibt Aufschluss über die bisher am Ort gewirkt habenden dänischen Pastoren.

Die Remonstrantenkirche verfügt über einen unübersehbaren Kirchturm und ist recht aufwendig restauriert worden.
Der ursprünglich dreischiffige, auf das Jahr 1624 zurückgehende Kirchenbau wurde während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1850) zerstört. Der Wiederaufbau in den Jahren 1850 bis 1854 setzt ein neues, stilistisch geschlossenes Design durch und orientiert sich am Klassizismus des 18. Jahrhunderts. Äußerlich erinnert die Kirche an Bauten der Niederlande. Im Inneren werden Vorgaben des remonstrantischen Bekenntnisses umgesetzt, indem Farbgebung und Schmuck sehr dezent gehalten werden. Die Kirche verzichtet sowohl auf einen Altar als auch auf ein großes Kreuz. Eine erhöhte Mittelkanzel ist zentral auf die Gemeinde ausgerichtet, denn es geht vorrangig um das WORT.

Die Synagoge wurde 1847, den Bedürfnissen einer gewachsenen jüdischen Gemeinde Rechnung tragend, als drittes Gotteshaus in Friedrichstadt eingeweiht. Sie war das zweite Gotteshaus der jüdischen Gemeinde, die damals mehr als 400 Mitglieder hatte. Direkt angrenzend befanden sich am Binnenhafen die jüdische Schule und in der Westermarktstraße das Wohnhaus des Rabbiners.

Toleranz nach dem Tode?

Schon 1677 wurde an der Treene ein jüdischer Friedhof angelegt, den man auch heute noch als solchen erkennt. Nachdem das Gelände 200 Jahre später nicht mehr ausreichte, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum lutherischen Friedhof im Osten der Stadt ein neuer Friedhof ausgewiesen. Dort liegen christliche und jüdische Verstorbene bis heute einträchtig nebeneinander – den Toten steht selbstverständlich jede Form von Auseinandersetzung fern – für ihre Hinterbliebenen müsste das hingegen nicht unbedingt gelten. Insofern stellt diese Tradition keine Selbstverständlichkeit dar.

Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Reichspogromnacht auch die Friedrichstädter Synagoge brannte.
Gut 300 Jahre der Einübung in Toleranz haben offensichtlich nicht wirklich etwas an den unermesslichen menschlichen Abgründen verändern können.
Nur wenige Friedrichstädter Juden überlebten den Holocaust und sind, soweit man weiß, auch nicht mehr nach Friedrichstadt zurückgekehrt.

Heute wird die ehemalige Synagoge als Gedenkort und Kulturstätte genutzt. (s. auch Beitrag „Ehemalige Synagoge“.)
Damit hätten wir den Bogen zur Kultur geschlagen. Die Synagoge kann diesbezüglich kaum noch als Geheimtipp gehandelt werden, so zahlreich und originell gestalten sich die dort seit vielen Jahren angebotenen kulturellen Leckerbissen.
Aber auch in der Remonstrantenkirche, die eine besonders gute Akustik zu bieten hat, finden regelmäßig wunderbare Konzerte statt.
Die Christophorusgemeinde ist ebenfalls ausgeprägt musikalisch unterwegs:
Deren Pfarrer spielt verschiedenste Instrumente, von der Gitarre bis zur Drehleier, von der Trompete bis zum Dudelsack, Klavier und Orgel sowieso; ein stimmstarker Gospelchor bereichert den einen oder anderen Gottesdienst und ist in Friedrichstadt und Umgebung nach inzwischen 25 Jahren schon lange kein Unbekannter mehr, und auch die Kaminkonzerte erfreuen sich großer Beliebtheit. Die von einigen engagierten Filmbegeisterten ins Leben gerufene Veranstaltung „Film vor Ort“ hat ebenfalls Gastrecht in dieser Gemeinde.
Es gäbe noch einiges mehr zu erwähnen, aber richtig Sinn macht dies erst wieder, wenn in Nach-Pandemie-Zeiten konkrete Events genannt werden können. Noch etwas Geduld also.

Fazit

Wie steht es nun um die vielbeschworene Friedrichstädter (religiöse) Toleranz?
Kein Kirchengebäude in bevorzugter Lage – aber manche mit Turm, manche ohne. Vielleicht nur eine Geschmackssache.
Wo sind die Quäker, schwedischen Kirchen-Separatisten, Zeugen Jehovas und Mormonen geblieben, die einmal in Friedrichstadt lebten? Nun, mit der Zeit ändert sich manches.
Leben eigentlich wieder Menschen jüdischen Glaubens hier bei uns? Bekannt ist darüber nichts.
In offiziellen Verlautbarungen werden ausschließlich christliche Gemeinschaften aufgelistet; gibt es nicht auch Menschen nicht-christlichen Glaubens im Ort? Diese haben sich nicht offiziell organisiert, aber ihre Nicht-Erwähnung gibt ein wenig zu denken. Man kann recht schnell, sicher zumeist unabsichtlich, Menschen nicht so behandeln, wie sie es verdient hätten. Etwas mehr Aufmerksamkeit in diesem Bereich täte uns allen sicher gut.

Dennoch gab und gibt es immer wieder schöne Überschneidungen zwischen den Gruppen, die die Autorin anrühren; beispielsweise die Gastfreundschaft, die verschiedene Gemeinden ihren Brüdern und Schwestern anderen Glaubens zuteilwerden lassen.
Da haben wir die schon erwähnte Mennonitenkirche, in der Mennoniten und dänische Lutheraner ihre Gottesdienste feiern.
Die Remonstranten gestatteten 1675, als sich die ersten Juden in Friedrichstadt niederließen, diesen die Mitbenutzung ihrer Kirche, da sie noch nicht über eine eigene Synagoge verfügten. Sie konnten sich dort sogar ein rituelles Bad einrichten, das heute leider nicht mehr erhalten ist.
Und die Katholiken fanden zeitweise Aufnahme im Gemeindehaus der evangelischen Christophorusgemeinde und feierten auch oft die evangelischen Gottesdienste in gelebter Ökumene mit.
Wahrscheinlich ist die Aufzählung nicht vollständig. Sie zeigt aber, worum es gehen sollte: Um Zusammenhalt. In der Praxis. Ob man sich dann ausdrücklich als „Stadt der Toleranz“ bezeichnen mag, oder es vielleicht doch lieber eine Nummer bescheidener handhabt, ist vielleicht Geschmackssache.

 

  • (Ehemalige) Synagoge, Am Binnenhafen 17
    geöffnet zu Veranstaltungen und nach individueller Vereinbarung
    Tel. 04881-1511
  • Katholische Kirche St. Knud, Am Fürstenburgwall 15
    geöffnet 9-17 Uhr
    Tel. 04841-2516
  • Ev.-Luth. Kirche St. Christophorus, Am Mittelburgwall 40
    geöffnet zur Zeit nur zu den Gottesdiensten
    Tel. 04881-341
  • Dänische Lutheraner, Am Mittelburgwall 21 bzw. Prinzenstr. 28
    Tel. 04881-533
    Gottesdienst jeden Sonntag, in dänischer Sprache
  • Mennonitenkirche, Am Mittelburgwall 21
    Kontakt über Ralf Mader
    Tel. 04881-7557
  • Remonstrantenkirche, Prinzeßstr. 26
    geöffnet im Sommerhalbjahr tagsüber, ganzjährig im Rahmen von Stadtführungen. Gottesdienst am letzten Sonntag des Monats, 10 Uhr