400 Jahre Friedrichstadt
2. Willem van den Hove – der Einflüsterer
Das erste Haus in Friedrichstadt, zumindest das erste, das in Bau ging, gehörte dem niederländischen Mennoniten Willem van den Hove. Das war erstaunlich, denn van den Hove gehörte einer Glaubensrichtung an, welche in Friedrichstadt eigentlich nicht geduldet war, weil ihre Ansichten zu stark von den orthodoxen Vorstellungen der vorherrschenden Lutheraner abwichen. Aber es war konsequent, denn der Niederländer hatte Herzog Friedrich III. schon ab 1619 bei der Ausarbeitung der Besiedlungspläne aktiv unterstützt, ja er dürfte sie sogar maßgebend entworfen haben. Und dafür gibt es gute Gründe.
Das erste Leben des Willem van den Hove
Das Leben von Willem van den Hove teilt sich in zwei Hälften. Im ersten Teil, den Jahren vor 1619, lebte er als ehrgeiziger Kaufmann in den Niederlanden. In dieses Leben startete er als Teilhaber bei Geschäften seines Stiefvaters. Dieser war erfolgreich dabei, den Ruf der Niederländer als führende globale Handelsnation zu begründen. Später wendete er sich allerdings dem Deichbau zu und hoffte damit den Umfang seiner Ländereien durch Eindeichungen wesentlich zu erweitern. Im Prinzip handelte es sich dabei um ein Spekulationsgeschäft, welches am Ende allerdings nicht im Sinne von Willem van den Hove aufging.
Beruflich und finanziell ziemlich am Ende, stellte die Einladung von Herzog Friedrich III. nach Tönning für Willem van den Hove vermutlich einen Glücksfall dar. Dort besprach er sich mit dem Herzog über dessen Pläne einer Stadtgründung an der Eider und war führend in die Planung der Stadt eingebunden. Er soll auch daran beteiligt gewesen sein, Kontakte zu seinen Landsmännern zu knüpfen.
Friedrichstädter Jahre
Als dann die Stadt tatsächlich gegründet wurde, war er vermutlich so etwas wie der Vertrauensmann vor Ort, welcher die Interessen des Herzogs durchzusetzen und ihm Bericht zu erstatten hatte. Ganz selbstlos scheint er das Ganze allerdings nicht gemacht zu haben. Denn neben dem ersten Haus der Stadt sicherte er sich frühzeitig vom Herzog wichtige Privilegien, welche ihm gute Geschäfte für die Zukunft versprachen:
- Er produzierte schon ab 1620 mit Erlaubnis des Herzogs Ziegel und Mörtel
- 1621 erhielt er das Recht, eine Salzsiederei einzurichten, wobei ihn der Herzog noch zusätzlich unterstützte, indem er den Import von Salzen aus Lüneburg untersagte
- Er erhielt die Erlaubnis zur Gründung einer Kompanie für den Fang von Heringen
So richtig glücklich wurde Willem van den Hove in Friedrichstadt allerdings am Ende nicht. Das lag aber weniger daran, dass ihm der erhoffte Sprung an die Spitze der Stadt verwehrt blieb, sondern an gescheiterten Plänen zum Aufbau eines Salzhandels. Dieser wurde durch die komplizierten politischen und religiösen Verhältnisse derart behindert, dass am Ende ein erfolgreiches wirtschaftliches Handeln nicht möglich schien. Auch hier scheint es so, als hätte Willem van den Hove zu hoch gepokert und am Ende alles verloren. Er ging bankrott.
Letzte Jahre
Wann er Friedrichstadt wieder in Richtung seiner alten Heimat verlassen hat, ist nicht abschließend geklärt. Was man jedoch weiß: Nach der großen Sturmflut vom Oktober 1634, welche Nordstrand weitgehend zerstört hat und auch andere Küstenbereiche des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, erhielt er 1635 den Auftrag, wiederum niederländische Deichbauer für ein Leben im Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf zu gewinnen. Seine Bemühungen waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt.
Als er 1637 vorschlug, auf Pellworm eine Salzsiederei nach einem von ihm entwickelten Verfahren einzurichten, fand er kein Gehör mehr. Er war wohl einmal zu viel gescheitert. Sein Wort hatte kein Gewicht mehr.
1645 starb Willem van den Hove im Alter von 79 Jahren in Alkmaar.