400 Jahre Friedrichstadt Rosen-Huus

400 Jahre Friedrichstadt

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400 Jahre Friedrichstadt Friedrich III Rosen-Huus

FRIEDRICHSTADT

SCHON 400 JAHRE EINMALIG

Friedrichstadt, ein Kleinod im nördlichsten Landkreis Deutschlands, feiert 2021 einen runden Geburtstag: 400 Jahre Friedrichstadt. Auf dieser Seite erfahren Sie nicht nur alles rund um diese Jahresfeier, die Geschichte der Stadt – so wie Sie Ihnen niemand sonst erzählen würde – sondern auch, was Friedrichstadt so besonders macht. Seien Sie neugierig: Es lohnt sich!

GESCHICHTE

Wir erzählen die Geschichte von 400 Jahren Friedrichstadt.

KULTUR

Friedrichstadt hat auch kulturell erstaunlich viel zu bieten!

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Hier feiert man 400 Jahre Friedrichstadt: Was, wann, wie, wo.

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Joan Willemsz Verdam 400 Jahre Friedrichstadt

Grußwort des Bürgermeisters

Hier spricht der Bürgermeister. Und zwar der einzige, welcher zu 400 Jahren Friedrichstadt in seiner Fülle Auskunft geben kann: Ich, Joan Willemsz Verdam, der erste Bürgermeister der Stadt. Ich erzähle Ihnen, mit welchen Erwartungen wir 1621 nach Friedrichstadt gezogen sind und wie es uns hier ergangen ist.

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400 Jahre Friedrichstadt – Die Geschichte der Stadt auf den Punkt gebracht.

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Kultur zwischen Eider und Treene

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Über das Rosen-Huus

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50 Fragen zu 400 Jahre Friedrichstadt

  1. Wo liegt Friedrichstadt?
  2. Warum feiert die Stadt 400 Jahre Friedrichstadt?
  3. Wann wurde Friedrichstadt gegründet?
  4. Wer hat Friedrichstadt gegründet?
  5. Woher kommt der Name Friedrichstadt?
  6. Wer war Friedrich III.
  7. Wann lebte Friedrich III.?
  8. Wo lebte Friedrich III.?
  9. Über welches Gebiet herrschte Friedrich III.?
  10. Warum hat Herzog Friedrich III. Friedrichstadt gegründet?
  11. Welche Funktion hatte Friedrichstadt innerhalb des Herzogtums?
  12. In welchem Zusammenhang steht Friedrichstadt zu Dänemark?
  13. War Friedrich III. Däne oder Deutscher?
  14. Seit wann gehört Friedrichstadt zu Deutschland?
  15. Wer hat Friedrichstadt aufgebaut?
  16. Weshalb hat Friedrich III. keine Einheimischen angesiedelt?
  17. Waren die Remonstranten die erste Wahl von Friedrich III.?
  18. Woher kamen die Remonstranten?
  19. Weshalb hat Friedrich III.  Remonstranten angeworben?
  20. Weshalb sind die Remonstranten aus den Niederlanden ausgewandert?
  21. Was zeichnet Remonstranten aus?
  22. Welche Qualifikationen brachten die Holländer mit?
  23. Warum nennt man Friedrichstadt die Holländerstadt?
  24. Welche architektonischen Besonderheiten zeichnen Friedrichstadt aus?
  25. Wie lange dauerte der Aufbau der Stadt?
  26. Welche Idee steht hinter Friedrichstadt?
  27. Weshalb liegt Friedrichstadt nicht am Meer?
  28. Welche Argumente sprachen für eine Handelsmetropole an der Eider?
  29. Wer hatte etwas gegen das Projekt?
  30. Waren die Pläne von Friedrich III. ein Erfolg?
  31. Ist Friedrichstadt gescheitert?
  32. Feiern nur die Remonstranten 400 Jahre Friedrichstadt?
  33. Welche Glaubensgemeinschaften fanden in Friedrichstadt eine Bleibe?
  34. Weshalb wird Friedrichstadt als Stadt der Toleranz gefeiert?
  35. Stimmt es, dass Friedrichstadt eine Stadt der Toleranz ist?
  36. Wann siedelten Juden in der Stadt?
  37. Wie war die soziale Stellung der Juden in Friedrichstadt?
  38. Wann wurde die Synagoge erbaut?
  39. Ab wann durften die Juden sich als vollberechtigte Bürger Friedrichstadt fühlen?
  40. Wann wurde der erste jüdische Bürgermeister gewählt?
  41. Was geschah mit den Juden Friedrichstadts während des dritten Reiches?
  42. Wie viele Juden leben heute in Friedrichstadt?
  43. Welche Minderheiten leben in Friedrichstadt?
  44. Woran erkennt man Mitglieder der dänischen Minderheit?
  45. Besitzen die Angehörigen der dänischen Minderheit eine doppelte Staatsbürgerschaft?
  46. Welche kulturellen Zentren besitzen die Dänen in Friedrichstadt?
  47. Feiern die Dänen auch 400 Jahre Friedrichstadt?
  48. Wie feiern die Bürger 400 Jahre Friedrichstadt?
  49. Welche Veranstaltungen sind zu 400 Jahre Friedrichstadt geplant?
  50. Was ist der Höhepunkt zur Feier von 400 Jahre Friedrichstadt?

50 Fragen zu 400 Jahre Friedrichstadt

Wo liegt Friedrichstadt?

Friedrichstadt ist eine städtisch geprägte Landgemeinde im Süden des nördlichsten bundesdeutschen Landkreises Nordfriesland. Die Stadt ist eingebettet zwischen Eider und Treene. Hamburg liegt 127 km, Kiel 82 km, Flensburg 62 km, München 914 km und Kapstadt 13.577 km entfernt.

Die Koordinaten von Friedrichstadt sind: 54.37644393031434, 9.088063862498013 Genau genommen sind das die Koordinaten des Rosen-Huus in Friedrichstadt, welches an zentraler Lage am Markt der Stadt domiziliert ist.

Warum feiert die Stadt 400 Jahre Friedrichstadt?

Das Jahr 1621 gilt als das Gründungsjahr der Stadt durch Herzog Friedrich III., weshalb im Jahr 2021 400 Jahre Friedrichstadt gefeiert wird.

Wann wurde Friedrichstadt gegründet?

Genau genommen lässt sich die Gründung der Stadt nicht auf ein bestimmtes Datum fixieren. Pläne für die Stadtgründung soll es schon vor 1621 gegeben haben. Bekannt ist, dass am 24. September 1621 mit dem Bau des ersten Hauses in Friedrichstadt begonnen wurde.

Wer hat Friedrichstadt gegründet?

Friedrichstadt ist eine Planstadt. Sie wurde also auf der grünen Wiese erstellt. Erkennbar ist das am Grundriss der Kernstadt, welche schachbrettartig aufgebaut wurde. Die Idee für das Projekt Friedrichstadt kam von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf, welcher damit wirtschaftliche Ziele verfolgte. Er finanzierte die ersten Häuser und gewährte den Neuansiedlungen verschiedene Vorteile, damit sie die Stadt in seinem Namen aufbauten. Entsprechend gilt Friedrich III. als Gründer der Stadt.

Woher kommt der Name Friedrichstadt?

Der Name Friedrichstadt (dänisch Frederiksstad, nordfriesisch: Fräärstää, plattdeutsch: Friesstadt, Frieestadt, Friechstadt, niederländisch Frederikstad aan de Eider) leitet sich vom Namen des Gründervaters, Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf ab. Wobei „Friedrichstadt“ von allen Namensvariationen mit Sicherheit die jüngste ist. Denn zum Zeitpunkt der Gründung im Jahre 1621 gehörte Friedrichstadt noch zum dänischen Einflussgebiet. Und dort wo man nicht dänisch sprach, dürfen nordfriesisch oder plattdeutsch üblich gewesen sein. Hochdeutsch setze sich erst viel später durch.

Die Einwanderer aus den Niederlanden sprachen selbstverständlich weiterhin ihre Muttersprache. Niederländisch war in Friedrichstadt Amtssprache. Eines der Zugeständnisse, welches Friedrich III. seinen Zuzüglern machte.

Wer war Friedrich III.

Friedrich III. (von Schleswig-Holstein-Gottorf) war Herzog eines Reiches, welches im Umfang in etwa dem heutigen Bundesland Schleswig-Holstein entspricht. Allerdings war der Herzog Diener zweier Herren, denn sein Herrschaftsgebiet umfasste sowohl Teile, welche zum dänischen Königreich gehörten, als auch Ländereien, welche dem Heiligen Römischen Reich eutscher Nation zugehörten.
Er erbte sein Herzogtum als sehr junger Mann, als sein Vater Johann Adolf im Alter von lediglich 41 Jahren verstarb. Sein Vater vererbte ihm allerdings nicht nur Ländereien, sondern auch viele politische und finanzielle Probleme. Die einen führten das Herzogtum in den Dreißigjährigen Krieg, die anderen zur Gründung von Friedrichstadt.

Wann lebte Friedrich III.?

Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf wurde am 22. Dezember 1597 in Gottorf als Sohn von Johann Adolf und Augusta, Tochter des dänischen Königs Friedrich II. geboren. Er starb am 10. August 1659 während des zweiten nordischen Krieges in der belagerten Festung Tönning.

Wo lebte Friedrich III.?

Herzog Friedrich III. residierte auf Schloss Gottorf in Schleswig, im dänischen Teil seines Herzogtums. Zur Zeit von Friedrich III. war Schloss Gottorf ein relativ kleines Wasserschloss, welches nichts mehr mit dem heutigen Prachtbau gemein hat.

Über welches Gebiet herrschte Friedrich III.?

Das Herzogtum von Schleswig-Holstein-Gottorf von Friedrich III. umfasste im weiteren Sinne das, was wir heute als Bundesland Schleswig-Holstein Gebiet Schleswig-Holstein-Gottorf  Friedrich III. kennen. Allerdings war das Gebiet keineswegs so klar umrissen, wie wir das heute in Europa gewohnt sind. Die Ländereien waren zersplittert, aufgeteilt in Gebiete mit klaren und solchen mit ungeklärten Herrschaftsansprüchen. Es gab verpfändete Bereiche und Lehensgebiete. Wie verwirrend das Ganze sich um 1650 darstellte, zeigt die Karte, welche man mit einem Klick auch vergrößern kann.

Warum hat Herzog Friedrich III. Friedrichstadt gegründet?

Herzog Friedrich III. erbte von seinem Vater Johann Adolf den Titel und die Herrschaft über ein ordentlich großes Gebiet. Aber die Kassen des Herzogtums waren leer und die wichtigsten Einnahmen entweder für den Unterhalt der Witwe – Friedrichs Mutter Augusta –  reserviert, an den Onkel abgetreten oder an das dänische Königshaus verpfändet. Deshalb suchte der junge Herzog nach neuen Einnahmequellen. Dabei kam er auf die Idee, auf seinem Gebiet einen Umschlagsplatz für den Warenverkehr von Spanien, über Russland, nach Ostindien aufzubauen. Als Handelsplatz sollte Friedrichstadt dem Herzog reiche Erträge in seine leeren Kassen spülen.

Allein, es kam anders. Die Spanier zickten rum, die Russen waren … eben Russen, und die Hanse und die aufkommenden Handelsmetropolen der Holländer hatten auch keine Freude an der Vorstellung, ihre Erträge mit einem zusätzlichen Handelsplatz zu teilen.

Wobei: Auch wenn die Pläne für ein Drehkreuz im Handelsgeschäft mit Russland und Ostindien (welche übrigens erst ab 1630 entstanden) nicht umgesetzt werden konnten; ein Misserfolg war Friedrichstadt als Umschlagsplatz sicher nicht. Er erfüllte den tatsächlichen Bedarf der Region voll und ganz, und der Warenverkehr war alles in allem durchaus beträchtlich.

Welche Funktion hatte Friedrichstadt innerhalb des Herzogtums?

Das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf war zur Zeit der Gründung ein agrarwirtschaftlich geprägtes Reich. Viel Produktion, wenig Verarbeitung. Der Handel mit Überschüssen aus der Agrarwirtschaft wurde zum größten Teil teuer und langsam über den Landweg abgewickelt. Gleiches konnte man über die beträchtlichen Importe sagen, welche schon allein für den üppigen Unterhalt der höfischen Gesellschaft in Gottorf notwendig waren.

Vom lukrativen Seehandel war das Herzogtum weitgehend abgeschnitten. Teils, weil es keine geeigneten Häfen an der Nordsee gab. Teils, weil die notwendigen Mittel, in Form von Personal, Schiffskapazitäten, Infrastruktur, aber auch das Geld für Finanzierungen, Versicherungen und die unabdingbaren Handelsbeziehungen fehlten.

Es scheint, als habe Friedrich III. mit seiner Neugründung versucht, diesen Mangel zu kompensieren. Friedrichstadt war also im weitesten Sinne das Tor zur Welt. Damit verbunden der Zugang zu Waren, Geld und einer angemessenen Teilhabe an Macht.

In welchem Zusammenhang steht Friedrichstadt zu Dänemark?

Wenn wir von 400 Jahren Friedrichstadt sprechen, können wir den dänischen Einfluss nicht einfach außen vor lassen. Der Stadtgründer, Herzog Friedrich III. war nicht nur der Enkel von König Friedrich II. von Dänemark, der König war auch sein Lehnsherr für einen Teil seines Herzogtums (Schleswig). Friedrichstadt war Teil dieses Lehens und somit in Personalunion über den Stadtgründer, mit Dänemark verbunden.

Schon Friedrich III. versuchte sich, mit Hilfe der Schweden, von dieser Last zu befreien. Doch es sollte noch bis 1867 dauern, bis diese Verbindung definitiv gekappt wurde. Dazwischen besetzte Dänemark das Gebiet und vertrieb die Herzogsfamilie aus Gottorf in den Holsteinischen Teil ihres Herrschaftsgebiets. Es folgten lange Streitigkeiten, welche schlussendlich in der Schleswig-Holstein Erhebung von 1848 bis 1850 mündeten. Friedrichstadt blieb von diesen Auseinandersetzungen lange Zeit verschont. Erst ganz am Ende, als die Holsteinischen Truppen schon besiegt schienen, wagten diese im Juli 1850 einen letzten Versuch, an dessen Ende Friedrichstadt weitgehend zerstört wurde.

Mit dem Eingreifen der Preußen und dem Zweiten Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1864 endete das dänische Zeitalter. Friedrichstadt wurde kampflos besetzt und war fortan Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

War Friedrich III. Däne oder Deutscher?

Aus heutiger Sicht betrachtet, war Friedrich III. das Kind eines deutschen Vaters und einer dänischen Mutter. Allerdings kann man daraus weder ableiten, dass der Herzog Deutscher noch Däne war. Denn das, was wir heute als Nationalstaaten kennen, ist ein Produkt der jüngeren Geschichte. Die Idee von Nationalstaaten kam erst im 18. Jahrhundert auf. Also erst lange nach dem Tod von Friedrich III.  Erste Ansätze dazu gab es allerdings bereits mit  dem Vertragswerk zum Westfälischen Frieden von 1648. Für Herzog Friedrich III. hatte diese Frage allerdings mit Sicherheit keine Bedeutung.

Seit wann gehört Friedrichstadt zu Deutschland?

Definieren Sie Deutschland. Einen Nationalstaat, wie wir ihn heute kennen, gibt es im weitesten Sinne erst mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871. Davor gab es einen mehr oder weniger lockeren Staatenbund mehr oder weniger unabhängiger Territorialstaaten, den wir unter dem Namen Heiliges Römisches Reich (Deutscher Nation) kennen. Die einzelnen Mitglieder verfolgten mehr oder weniger eigene Interessen und sahen sich eher weniger einer großen Idee – dem Nationalstaat – verbunden.

Da Schleswig-Holstein eine preußische Provinz war als das Deutsche Reich 1871 gegründet wurde, gehörte Friedrichstadt seit diesem Zeitpunkt zu einem Rechtsgebilde, welches als Vorgängerin Deutschlands zählen kann.

Wer hat Friedrichstadt aufgebaut?

Friedrichstadt wurde als Planstadt auf der grünen Wiese errichtet. Zwar wurden die ersten Häuser von Stadtgründer Friedrich III. für seine Interessensvertreter in Auftrag gegeben und finanziert. Die Hauptlast des Aufbaus wurde jedoch von den aus den Niederlanden angeworbenen Holländern geleistet, welche sich in Friedrichstadt eine bessere Zukunft erhofft haben.

Weshalb hat Friedrich III. keine Einheimischen angesiedelt?

Herzog Friedrich III. beabsichtigte in Friedrichstadt einen regionalen Handelsumschlagsplatz aufzubauen. Erst ging es um den Handel mit Spanien, später kam noch die Idee dazu, Friedrichstadt als Drehkreuz für den Handel von Gütern zwischen Ostindien, Russland und Spanien aufzubauen. Das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf war bisher nicht als Zentrum des Welthandels aufgefallen. Um seine Ziele trotzdem innerhalb nützlicher Frist erreichen zu können, benötigte das Unterfangen nicht nur das notwendige Knowhow, sondern auch eine Flotte, Fachpersonal, Kapital und ein Beziehungsnetz in den Handelsregionen. Das war in dem von Landwirtschaft und Fischerei geprägten Herzogtum nicht im notwendigen Maße vorhanden.

Waren die Remonstranten die erste Wahl von Friedrich III.?

Ja und nein. Weder die Idee zum Aufbau eines Handelszentrums, noch die Anwerbung niederländischer Remonstranten zu diesem Zwecke, stammten von Friedrich III. Vielmehr hatten zwei Glaubensflüchtlinge, beide in Ungnade gefallene Sympathisanten der Remonstranten, diese Pläne an ihn herangetragen. Von Ihnen dürfte der Hinweis auf das wirtschaftliche Potenzial der in den Niederlanden unterdrückten konfessionellen Minderheit stammen.

Allerdings wäre eine solche Schlussfolgerung auch so naheliegend gewesen. Denn Handel ist nichts, was einer agrarwirtschaftlich geprägten Gesellschaft in die Wiege gelegt wird. Ein solches Projekt wäre aus eigener Kraft nicht zu meistern gewesen. Doch wer kam für eine solche Aufgabe in Frage?

Schon damals waren auswanderungswillige Fachleute mit einer gesuchten Qualifikation eher die Ausnahme. Hinsichtlich der Vorstellungen des Herzogs beschränkte sich der Kreis der möglichen Kandidaten zum einen auf eine Bevölkerungsgruppe der Niederlande, welche drauf und dran war sich in religiösen Streitereien mit der calvinistischen Mehrheit aufzureiben.

Aber da waren noch die Sephardim, iberische Juden, welche bereits über hundert Jahre zuvor von den Spaniern verfolgt und vertrieben wurden und den Ruf besaßen, äußerst geschäftstüchtig zu sein.

Friedrich III. bemühte sich sehr um die Sephardim, was der spanische König jedoch hintertrieb und mit dem Handelsvertrag von 1627 endgültig verhinderte.

Woher kamen die Remonstranten?

Der Calvinismus ist eine radikale Glaubensrichtung der Evangelisch-Reformierten Kirche, welche besonders in den Niederlanden eine dominante Stellung einnahm. Sie basiert auf der sogenannten Prädestinationslehre, der zufolge Gott von Anfang an das Schicksal jedes einzelnen Menschen vorherbestimmt hat.

Zu Beginn der 17. Jahrhunderts bildete sich in den Niederlanden eine Bewegung, welche die Prädestination – zumindest in der von den Calvinisten propagierten Form – ablehnten. Diese Bewegung – die sogenannten Remonstranten – verfolgten eine modifizierte Glaubenslehre: den Arminianismus. Im Gegensatz zur calvinistischen Lehre bestimmt hier Gott – nach der Überzeugung der Remonstranten – nicht vorher, wer als Sünder verdammt oder als geheiligt errettet wird (doppelte Prädestination). Der Mensch wird vielmehr durch Gottes vorauseilende Gnade dazu befähigt, sich selbst zu entscheiden.

Leider haben sich die Calvinisten keinen Namen als tolerante Glaubensgemeinschaft gemacht. Vielmehr neigten sie zu einem absoluten Weltbild, welches keine abweichende Glaubensthese neben der eigenen tolerierte. Entsprechend wurden Remonstranten in den Niederlanden unterdrückt, schikaniert, gefoltert und vertrieben. Nicht nur Friedrich III. sah darin eine Chance, hochqualifiziertes Personal für sich zu gewinnen.

Weshalb sind die Remonstranten aus den Niederlanden ausgewandert?

Die Niederlande des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts waren kein Ort der religiösen Toleranz. Das hing zum einem an dem historischen Konflikt mit dem spanischen Königshaus, welches sich vehement gegen die Reformation innerhalb ihres Herrschaftsgebietes wandte. Und zum andern an den Calvinisten, einer radikal fundamentalistischen Glaubensrichtung der evangelisch-reformierten Kirche. Diese stellten in den Niederlanden die vorherrschende Glaubensgemeinschaft dar.

Die Remonstranten waren ebenfalls Teil der evangelisch-reformierten Kirche, wehrten sich jedoch gegen einen Glaubenskern des Calvinismus: die doppelte Prädestination.

Diese Abweichung war offenbar groß genug, um die Mehrheit der Bevölkerung gegen eine religiöse Minderheit aufzubringen. Die Remonstranten wurden auf allen denkbaren Ebenen ausgeschlossen und schikaniert. Teile von ihnen mussten um Freiheit, Gesundheit und Leben bangen.

Was zeichnet Remonstranten aus?

Herzog Friedrich III. hat sich nicht für die Remonstranten entschieden, weil man dieser Religionsgemeinschaft eine besondere Fähigkeit zugesprochen hätte. Dazu muss man wissen, dass sich der Arminianismus, auf dessen Lehre sich die Remonstranten inhaltlich beziehen, erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts ausgebildet hatte. Weder konnte sich in dieser kurzen Zeit eine besondere Wesenseigenschaft herausbilden, noch hätte diese die notwendige Verbreitung gefunden, als dass sie die Herrscher Europas vernommen hätten.

Nein, die Remonstranten wurden deshalb ausgewählt, weil es Niederländer waren und man sich von denen Qualifikationen versprach, welche dem Handelsgeschäft zuträglich waren. Die Remonstranten innerhalb der Niederländer auszuwählen lag deshalb auf der Hand, weil die Niederländer ihrerseits die Remonstranten als Opfer eines religiösen Streites ausgesucht hatten.

Welche Qualifikationen brachten die Holländer mit?

Die Remonstranten bildeten keine einheitliche Berufs- oder Bildungsgruppe. Es waren vielmehr überzeugte Anhänger einer evangelisch-reformierten Kirche, was für sich gesehen noch keine Qualifikation darstellt. Entsprechend waren die Qualifikationen der Siedler vielfältig. Neben Kaufleuten gab es auch Baumeister und Spezialisten für Deichtechnik und Landgewinnung.

Das kann kein Zufall sein. Vielmehr wird Friedrich III. unterstellt, er habe diese Fachleute gezielt für sein zweites wichtiges Projekt angeworben: Küstenschutz, Landgewinnung und die Lösung der Entwässerungsprobleme.

Der größte Einfluss, den die Friedrichstädter auf ihre Umgebung ausübten, war vermutlich am Ende tatsächlich, dass sie ihr Wissen aus den Niederlanden einbrachten, um Flüsse zu regulieren, Landschaften zu entwässern, Fläche zu gewinnen und das Land vor der Urgewalt des Meeres zu schützen. Beispielhaft für diese Expertise steht die Stilllegung und Regulierung des Flüsschens Sorge durch Spezialisten aus Friedrichstadt.

Warum nennt man Friedrichstadt die Holländerstadt?

Um die Remonstranten für ihre neue Heimat zu begeistern, bot ihnen Herzog Friedrich gewisse Privilegien und Rechte an, welche ihnen den Schritt vereinfachen und das Bleiben attraktiv machen sollte. Er erließ dazu 1620 zwei Oktroys (vertraglich abgesicherte Bewilligungen), die den Remonstranten nicht nur Religionsfreiheit garantierten, sondern auch Niederländisch als Amtssprache und eine Verwaltung nach dem Vorbild von Amsterdam und Leiden zusicherten. Beim Aufbau der Stadt brachten die Siedler ihre in ihrer alten Heimat gewonnenen Erfahrungen ein und bauten eine Stadt ganz nach ihren Gewohnheiten im holländischen Stil, mit holländischen Häusern und Grachten.

Das Niederländische als Amtssprache ist genau so verschwunden wie die Verwaltung nach Amsterdamer Vorbild. Geblieben ist jedoch die Architektur, welche sich auch 170 Jahre nach der weitgehenden Zerstörung der Stadt durch Holsteinische Kanonenboote immer noch an ihre historischen Vorbilder anlehnt. Und natürlich gibt es immer noch die Grachten, welche die Menschen an Amsterdam erinnern.

Welche architektonischen Besonderheiten zeichnen Friedrichstadt aus?

Der historische Stadtkern von Friedrichstadt orientiert sich an den architektonischen Gegebenheiten der Niederlande des 17. Jahrhunderts. Das Wahrzeichen der Stadt, die Giebelhäuser am Markt, stehen symbolisch für diesen Bezug. Mindestens ebenso schön sind allerdings die Alte Münze, das Doppelgiebelhaus und das Paludanus-Haus in der Prinzenstraße oder das Fünf-Giebel-Haus am Fürstenburgwall 11.

Das stimmige Stadtbild, welches vor kurzen als Ganzes unter Denkmalschutz gestellt wurde, erfreut die Besucher und gibt ihnen das Gefühl sich in einer gut erhaltenen Altstadt zu befinden. Genau genommen sind die Bauten aber in ihrer großen Mehrheit erst nach 1850 entstanden, als Friedrichstadt nach dem Beschuss der Holsteinischen Truppen weitgehend zerstört war. Zwar stehen noch heute Bauten aus der Gründerzeit, doch haben auch diese sich in den letzten 170 Jahren verändert. Erst seit den 70er Jahren hat eine Rückbesinnung auf historische Werte dazu geführt, dass das Stadtbild wieder zu dem wurde, was es vermutlich nie war.

Wie lange dauerte der Aufbau der Stadt?

Der Aufbau der Stadt verlief schleppend. Dafür gab es verschiedene Gründe. Zum einen lag das am Herzog selbst. Dieser hatte die Rahmenbedingungen in einem derart günstigen Licht dargestellt, dass die Erwartungen viel zu hoch waren. Außerdem hat er die Siedler mit Versprechungen ins Land gelockt, welche er nicht halten konnte oder wollte. Der Zustrom lief – natürlich auch wegen der Kriegswirren – zäh und die Enttäuschung der Eintreffenden war groß. Erschwerend kam dazu, dass sich das politische Umfeld in den Niederlanden schneller änderte, als es Herzog Friedrich III. lieb sein konnte. So konnten die Remonstranten ab 1630 ihren Glauben in ihrer Heimat ungehindert ausüben, was viele wohl davon abhielt, nach Friedrichstadt auszusiedeln.

Natürlich ist eine Stadt niemals fertig gebaut. Aber in Friedrichstadt hat die Aufbauphase wohl über 200 Jahre in Anspruch genommen – bis sie 1850 mit dem Bombardement der Holsteinischen Truppen quasi ein vorzeitiges Ende genommen hat.

Welche Idee steht hinter Friedrichstadt?

Friedrichstadt wird gefeiert als Stadt der Toleranz. Tatsächlich sehen wir an diesem Ort über Jahre ein höchst untypisches Miteinander verschiedenster Religionen. Dahinter steckt allerdings weniger das, was wir gemeinhin als Toleranz bezeichnen, sondern eine Mischung aus der Verarbeitung der eigenen Geschichte, Lebenserfahrung und wirtschaftlichen Interessen. Herzog Friedrich III. war weder in politischer noch in religiöser Hinsicht ein Liberaler. Dass er den Remonstranten Asyl und damit verbunden Religionsfreiheit geboten hat, war der Preis, den er zu bezahlen bereit war, um den Plan eines Handelszentrums auf seinem Gebiet umzusetzen.

Dass die Remonstranten darauf drangen, die Mennoniten beim Aufbau der Stadt einzubeziehen, lag nicht daran, dass die Remonstranten gegenüber den religiösen Vorstellungen der Mennoniten besonders aufgeschlossen und großzügig gewesen wären. Es waren rein wirtschaftliche Überlegungen, welche die Differenzen zwischen den beiden Religionsgemeinschaften überdeckten. Gleiches kann auch von den Juden gesagt werden, deren Zuzug 50 Jahre nach der Stadtgründung in Gang kann.

Die Idee von Friedrichstadt war also keine, welche auf religiöser Vielfalt und Toleranz aufbaute. Das religiöse Miteinander war vielmehr die mehr oder weniger akzeptierte Folge der rein auf wirtschaftliche Effizienz ausgerichteten Gründeridee: den Aufbau einer erfolgreichen Handelsstadt.

Weshalb liegt Friedrichstadt nicht am Meer?

Es ist nicht außergewöhnlich, dass eine Hafenstadt nicht direkt am Meer liegt. Zum einen, weil das Landesinnere die Anlagen vor den schwersten Folgen einer stürmischen See schützt. Zum andern, weil die Logistik unter Umständen vorteilhafter organisiert werden kann. So konnte zum Beispiel die Eider genutzt werden, um die Ware per Flussschiffahrt weiter in Richtung Ostsee zu transportieren.

Allerdings standen Herzog Friedrich III. auch nicht besonders viele Alternativen für seine Pläne zur Verfügung. Vielleicht hätte er es vorgezogen, Husum zum Handelsplatz auszubauen. Allerdings hatte dort der Hafen erhebliche Probleme mit der Verschlickung, war voll den heftigen Nordseestürmen ausgesetzt und litt unter dem problematischen Fahrwasser auf dem Heverstrom um Eiderstedt. Ganz abgesehen davon, dass Husum Teil des mütterlichen Wittums (Vermögensleistung des Bräutigams an die Braut bei der Eheschließung, auch  zur finanziellen Absicherung der Witwe) war. Und Mutter Augusta war eine überzeugte Lutheranerin und stand der Ansiedlung anderer Glaubensgemeinschaften alles andere als aufgeschlossen gegenüber.

Welche Argumente sprachen für eine Handelsmetropole an der Eider?

Gar keine. Die Eider hatte auch im 17. Jahrhundert keine schlüssige Verbindung zu den wichtigsten Handelsrouten. Auch besaß das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf nicht die nötige Potenz, um den alten Hansestädten und den aufstrebenden holländischen Städten ernsthaft Konkurrenz machen zu können.

Friedrichstadt war deshalb von Friedrich III. kaum als Handelsmetropole geplant. Auch nicht, als eine Idee ins Spiel gebracht wurde, den Handel zwischen Spanien, Russland und Persien über Kiel und Friedrichstadt zu führen. Der Hafen von Friedrichstadt war ein regionales Projekt, dessen Standortvorteile in der guten Schiffbarkeit der Eider, im relativen Schutz der Hafenanlagen und der Möglichkeit lag, die Waren günstig auf kleineren Schiffen bis nach Rendsburg zu transportieren.

Wer hatte etwas gegen das Projekt?

Augusta von Dänemark Mutter Friedrich III. Herzog Schleswig-Hollstein Gottorf 400 Jahre Friedrichstadt

Augusta von Dänemark – die Mutter von Friedrich III. – war eine orthodoxe Lutheranerin.

Lokalpatrioten denken gerne groß. Deshalb werden in der Öffentlichkeit gerne die Hamburger, die Niederländer und natürlich Spanien als mögliche Widersacher des Projekts Friedrichstadt ins Feld geführt. In Wirklichkeit dürfte der Widerstand aber ein vergleichsweise lokales Problem gewesen sein und sich weniger auf die Handelstätigkeit bezogen haben.

Was hätte sich die Hansestadt Hamburg für Sorgen machen müssen? Die Stadt war bestens erschlossen, hatte hervorragende Kontakte und zählte zur Zeit der Gründung von Friedrichstadt wohl bereits mehr als 50.000 Einwohner.

Die aufstrebenden niederländischen Städte wiederum dürften schwer damit beschäftigt gewesen sein, ihren Aufschwung logistisch und finanziell zu verarbeiten. Sie waren gerade dabei, dass erste kapitalgetriebene Weltreich aufzubauen. Was sollte Friedrichstadt ihnen da entgegensetzen können?

Nein, der Widerstand gegen das Projekt Friedrichstadt bestand aus den üblichen Eifersuchtsgeschichten innerhalb des Herzogtums (Husum, Tönning, etc.), wie wir sie auch heute noch kennen. Und in den Vorbehalten religiöser Fundamentalisten, zu denen auch die mächtige Mutter des Herzogs gehörte. Diese lutherisch orthodoxen Zeitgenossen Friedrichs waren es, welche sich gegen jede Form der Religionsfreiheit und der Zuwanderung von Reformanten, Mennoniten,  Juden und – Gott bewahre – Katholiken wehrten.

Waren die Pläne von Friedrich III. ein Erfolg?

Wir feiern 2021 das Jubiläum 400 Jahre Friedrichstadt. Ein paar Hunderttausend Menschen werden in diesem Jahr die Stadt besuchen und dabei eine gute Zeit verleben. Natürlich ist das Projekt Friedrichstadt also als ein Erfolg zu bewerten.

Legt man allerdings andere Maßstäbe zugrunde, könnte man zu einem anderen Ergebnis kommen. Hätte Friedrich III. mit der Gründung von Friedrichstadt tatsächlich beabsichtigt, einen Gegenpol zu Hamburg und damit eine Handelsmetropole aufzubauen, dann wäre er mit seiner Idee kläglich gescheitert. Das ist die Geschichte, welche weitum erzählt wird und welche wir auch auf Wikipedia nachlesen können. Wer sich diese Geschichte etwas schöner erzählt zu Gemüte führen will, liest am besten den Beitrag von Ralf Grötker, welcher 2006 auf BrandEins erschienen ist.

https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2006/ende/schoen-gescheitert

Ein ganz anderes Bild malt hingegen Jörn Norden in seiner Publikation „Legenden und Wirklichkeit“. Er stützt sich – im Gegensatz zu Ralf Grötker und andere Autoren gefälliger Trivialliteratur auf nachvollziehbare Quellen und setzt die Dinge in ein sachliches Verhältnis zu den real existierenden Gegebenheiten des 17. Jahrhunderts. Deshalb kommt er sowohl hinsichtlich der Zielsetzung, als auch der Beurteilung des erzielten Erfolges auf ein ganz anderes Ergebnis: Ja, Friedrichstadt ist ohne Zweifel ein Erfolg. Denn es wurden keine europäischen oder gar globalen Ziele verfolgt, sondern regionale. Diese wurden, so Jörn Norden, auch tatsächlich erreicht.

Nachzulesen hier:

Legenden und Wirklichkeit

Ist Friedrichstadt gescheitert?

In einem Beitrag über Friedrichstadt in Brandeins startet Ralf Grötker seinen Artikel mit folgender Einleitung:

Die Straßen auf dem eng bebauten, ringsum von Wasser begrenzten Terrain sind im Schachbrettmuster angelegt. Holländer haben den Grundriss entworfen und sich als Erste angesiedelt. 1624 wohnten dort noch keine 30 Familien. Heute heißt der Ort, der damals New Amsterdam genannt wurde, New York.

Er wollte darauf hinweisen, dass New York und Friedrichstadt in etwa zur gleichen Zeit an den Start gingen. Und weil Friedrichstadt im Jahr 2006 rund 2500 Einwohner zählte, während New York mit rund 8 Millionen Einwohner glänzte und dabei die unumstrittene Rolle einer Welthauptstadt spielte, leitete er davon ab, dass das Projekt Friedrichstadt gescheitert sei.

Kann man so sehen, wenn man davon ausgeht, dass Friedrichstadt wirklich als Zentrum des Welthandels geplant war. Allerdings gibt es dafür nur Geschichten, aber keine Belege.

Wahrscheinlicher ist, dass Herzog Friedrich III. ganz andere Vorstellungen hatte, als er 1619 die Idee hatte, einen weiteren Hafen in Verbindung mit einem Handelsplatz einzurichten. Und dass er dabei keineswegs nur an den Handelsplatz dachte, als er versuchte, niederländische Remonstranten ins Land zu holen.

Gemäß Jörn Norden, sollte Friedrichstadt den Warentransport über die Nordsee einfacher, sicherer und günstiger machen, als dies über die bestehenden Häfen in Tönning und Husum möglich war. Dieses Ziel konnte unzweifelhaft erreicht werden und das auch in dem Umfang, welcher für eine relativ kleine und wirtschaftlich eher unbedeutende Region realistisch war.

Handel ist nicht alles

Viel entscheidender waren jedoch die Einflüsse, welche die Siedler ausübten, welche nichts mit Handel, Seefahrt und Abenteuer am Hut hatten: die Experten für Ufersicherung, Landentwässerung und -gewinnung sowie den Mühlenbau. Ihrer Arbeit ist zu verdanken, dass das Land Schleswig-Holstein so aussieht, wie es sich heute darstellt.

Nimmt man sich also diese realistischen Ziele zum Maßstab, ist Friedrichstadt eine einzige Erfolgsgeschichte. Ohne damit die Leistung New Yorks schmälern zu wollen…

Feiern nur die Remonstranten 400 Jahre Friedrichstadt?

Was für eine Frage! Wann lassen sich Menschen schon eine Gelegenheit zum Feiern entgehen? Weihnachten funktioniert doch auch ganz wunderbar ohne jeglichen religiösen Hintergrund.
Nein, das Jubiläum 400 Jahre Friedrichstadt wird von allen Bürgerinnen und Bürgern, egal welcher Herkunft und religiöser Zugehörigkeit gefeiert. Es ist ja auch nicht so, dass Friedrichstadt alleine von Remonstranten aufgebaut worden wäre. Wahrscheinlicher ist, dass die Hauptarbeit von Lutheranern aus der Umgebung geleistet wurde, denen der Aufbau der Stadt über viele Jahre ein sicheres Einkommen bot.

In der Geschichtsschreibung werden die Helfer an der Basis leider immer wieder vergessen, weil sich alles an den führenden Köpfen orientiert. Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass noch so schön rauchende Köpfe ohne Hände wenig ausrichten können. Bleibt dann meist bei schnell verpuffender heißer Luft.

Welche Glaubensgemeinschaften fanden in Friedrichstadt eine Bleibe?

Wer über 400 Jahre Friedrichstadt berichtet, kommt nicht umhin, auch auf die Religionen und ihre Bedeutung für die Stadt einzugehen. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass Herzog Friedrich III. bei der Gründung den zuwanderungswilligen Remonstranten die freie Ausübung ihres Glaubens versprach. Es liegt auch daran, dass den Remonstranten weitere Glaubensrichtungen folgten. Im Falle der Mennoniten ist es nicht einmal klar, wer genau zuerst in der Stadt Fuß gefasst hat. So klein die Stadt auch sein mag – hinsichtlich der religiösen Vielfalt dürfte sie mehr Religionen pro Quadratmeter beherbergt haben als jede andere Stadt in Deutschland. Die wichtigsten dieser Religionen bzw. der Religionsgemeinschafen waren:

  • Remonstranten
  • Mennoniten
  • Katholiken
  • Juden
  • Deutsche Lutheraner
  • Dänische Lutheraner
  • Unitarier
  • Quäker

Daneben gab es aber noch weitere Gruppierungen und religiöse Splittergruppen, welche für eine mehr oder weniger kurze Zeit in Friedrichstadt auftraten.

Weshalb wird Friedrichstadt als Stadt der Toleranz gefeiert?

Am 31. Oktober 1517 soll der Augustinerpater Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben. Doch wie fast immer, wenn Mythen und Sagen instrumentalisiert werden, ist auch hier nicht ganz klar, wie und was sich tatsächlich abgespielt hat. Sicher ist auf jeden Fall, dass die daraus entstandene Bewegung die bestehenden Verhältnisse umgepflügt hat. Nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch politisch.

Das 16. Und 17. Jahrhundert war denn auch eine Zeit, während der sich Europa in einen religiösen Blutrausch steigerte. Blutige Kriege wurden geführt, welche dem Kontinent nicht nur auf dem Schlachtfeld viele Tote beschert hat. Auch durch die daraus resultierenden Hungersnöte sind viel zu viele Menschen gestorben.

Die Religionen standen sich in dieser Zeit unversöhnlich gegenüber. Ein Miteinander war lange Zeit undenkbar. Umso erstaunlicher war es deshalb, wenn in einem Ort wie Friedrichstadt viele unterschiedliche Religionsgemeinschaften auf kleinstem Raum zusammenleben konnten, ohne sich dabei fortwährend zu zerfleischen. Dieses religiöse Ausnahmephänomen ist der Ursprung jenes Rufes, den die Stadt Friedrichstadt so gerne vor sich her trägt: Friedrichstadt ist eine Stadt der Toleranz.

Stimmt es, dass Friedrichstadt eine Stadt der Toleranz ist?

 

Wann siedelten Juden in der Stadt?

1675 nahm der erste Jude, ein gewisser Moses Marx, in Friedrichstadt Wohnsitz.  Die jüdische Gemeinde wuchs in der Folge stetig. Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Population eine Größe von über 440 Menschen. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Stadt.

Aber nach dem Höhepunkt sank der Anteil rasch wieder, weil sich die wirtschaftliche Lage der Juden dramatisch verschlechterte. In der Zeit der Weimarer Republik lebten nur noch knapp 40 jüdische Mitbürger in der Stadt.

Wie war die soziale Stellung der Juden in Friedrichstadt?

 

Wann wurde die Synagoge erbaut?

Rund 50 Jahre nachdem 1675 der erste Jude, ein gewisser Moses Marx, in Friedrichstadt Wohnsitz nahm, erwarb die jüdische Gemeinde ein kleines Haus an der Ecke Fürstenburgwall/Binnenhafen, um dort eine Synagoge einzurichten. Die jüdische Gemeinde wuchs in der Folge stetig und irgendwann genügte die Einrichtung den Bedürfnissen nicht mehr, weshalb man 1846/47 am Standort Binnenhafen 17 eine neue Synagoge baute. Diese wurde am 28. Dezember 1847 eingeweiht.

Die Eröffnung fand zu einer Zeit statt, da die Juden in Schleswig-Holstein alle bürgerlichen Rechte erhielten. Auch in Friedrichstadt erreichte die jüdische Gemeinschaft ihren Höhepunkt. Es lebten deutlich über 400 jüdische Menschen in der Stadt. Es war der Zeitpunkt, da die Gemeinschaft die zweitgrößte Religionsgemeinschaft bildete.

Es war ein Höhepunkt, welchem ein steiler Abstieg folgen würde.

Ab wann durften die Juden sich als vollberechtigte Bürger Friedrichstadts fühlen?

Man sollte die Vorstellung, Friedrichstadt sei eine Stadt, in welcher Religionsfreiheit schon immer einen hohen Stellenwert hatte, nicht allzu weit treiben. Tatsache ist, dass die Stadt bei ihrer Gründung ein Stachel in einem von orthodoxen Lutheranern geprägten Land war. Den Remonstranten wurde zwar erlaubt, ihren Glauben frei auszuüben. Ganz ohne Kontrolle und Einschränkungen ging das aber nicht, da der Gründervater Friedrich III. andere Glaubensziele verfolgte, und die konservative Verwandtschaft sowohl im Herzogtum als auch in Kopenhagen dem Projekt sehr misstrauisch gegenüberstand.

Auch die Remonstranten hatten nicht von Anfang an großes Interesse gezeigt, anderen Glaubensgemeinschaften die volle Gleichberechtigung zu gewähren. Schon gar nicht den jüdischen Siedlern, welche ab 1675 in die Stadt strömten. Die Teilung der Macht ergab sich Schritt für Schritt über die Zeit.

Dabei war der Einfluss der Stadt auf die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Freiheiten der Juden stark eingeschränkt. Erst mit dem Aufkommen der Aufklärung gelang es den Juden, sich zu emanzipieren. So hatten sie ab 1814 in Dänemark bereits die vollen bürgerlichen Rechte, während es in Schleswig-Holstein ein langes Hin und Her gab. 1848 erhielten sie die Rechte, welche ihnen schon 1851 eilends wieder entzogen wurden. Es war die dänische Regierung, welche 1854 dafür sorgte, dass im Herzogtum Schleswig die Gleichstellung der Juden – gegen den Willen der Geistlichkeit und des niederen Adels – durchgesetzt wurde. Mit der preußischen Annexion galt ab 1869 die volle Gleichberechtigung der Juden in ganz Deutschland.
 
Die Folgen der Emanzipation
Das hatte für Friedrichstadt Folgen: Zum einen gelang es dem Kaufmann Simon Benjamin als erstem jüdischen Bürger in Friedrichstadt ein öffentliches Amt zu bekleideten. Man schrieb das Jahr 1871, als er zum Stadtverordneten gewählt wurde.
 
Gleichzeitig gewannen die Juden mit der Gleichberechtigung auch das Recht der Handels- und Niederlassungsfreiheit. Wie wir der Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Friedrichstadt entnehmen konnten, nutzten zahlreiche jüdische Bürger diese Chance, ihr Glück an anderer Stelle zu suchen.

Wann wurde der erste jüdische Bürgermeister gewählt?

Die Juden siedelten ab 1675 in Friedrichstadt. Ihr Anteil an der Wohnbevölkerung nahm dabei stetig zu, bis sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts die zweitgrößte Religionsgemeinschaft bildeten.

Trotzdem stellten sie nie einen Bürgermeister in Friedrichstadt. Das hat allerdings wohl weniger mit einer Diskriminierung in Friedrichstadt zu tun, denn mit der generellen Unterdrückung der Juden in Schleswig-Holstein.

Was geschah mit den Juden Friedrichstadts während des dritten Reiches?

Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die jüdische Gemeinde in Friedrichstadt ihre volle Blüte. Die neue Synagoge wurde gebaut und die Zahl der Juden in der Stadt stieg gegen 500. Jeder fünfte Einwohner von Friedrichstadt war damals mosaischen Glaubens. Nur die Lutheraner zählten mehr. Nach dem Ende des deutsch-dänischen Krieges, als Schleswig-Holstein zu einer preußischen Provinz wurde, verlor Friedrichstadt seine Sonderrolle. Viele Juden wanderten danach aus. Die Zahl der jüdischen Mitbürger sank rapide.

Schon zu Beginn der Weimarer Republik war kaum mehr etwas von der jüdischen Gemeinde in Friedrichstadt übrig. Als die Nationalsozialisten zum Boykott von jüdischen Händlern aufriefen, gab es wohl noch 5 Geschäfte.

Stolpersteine Geschichte Juden 400 Jahre Friedrichstadt Shoa KZ Tod Vertreibung

Stolpersteine in Friedrichstadt erinnern an in KZs umgekommene jüdische Mitmenschen.

Als die SA am 10.11.1938 die Synagoge in Brand setzte, dürften es keine 20 mehr gewesen sein, welche danach nach Flensburg verschleppt wurden. Die meisten von Ihnen kamen nach einigen Tagen wieder nach Friedrichstadt zurück, brachen ihre Zelte ab und versuchten nach Hamburg oder ins Ausland zu flüchten, was den wenigsten gelang.

Rund 60 Friedrichstädter fanden den Tod in den Konzentrationslagern. An sie erinnern die in den Boden eingelassenen Stolpersteine, auf welche man vor den jeweiligen ehemaligen Wohnhäusern trifft.

Wie viele Juden leben heute in Friedrichstadt?

400 Jahre Friedrichstadt Tabelle jüdische Einwohner der Stadt

Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Friedrichstadt.

Über 250 Jahre waren die Juden ein wesentlicher Stützpfeiler des Lebens und Wirkens in Friedrichstadt. Noch während eines Gedenkgottesdienstes in der jüdischen Synagoge zur 300-Jahrfeier der Stadt im Jahre 1921 wurde das Miteinander der Konfessionen gefeiert:

„…Nach Verrichtung des Minchagebetes durch Herrn Lehrer Lubinski bestieg Herr Oberrabbiner Dr. Lerner – Altona die Kanzel zu einer Festrede. Er entwickelte in großen Zügen die Verhältnisse der entrechteten Juden im 17. Jahrhundert und zeigte, wie Friedrichstadt eine religiöse Freistadt für alle Verfolgten wurde, auch für Juden. So komme es, daß noch heute 5 verschiedene Konfessionen in dieser kleinen Stadt wohnen, die sich gegenseitig Achtung entgegenbringen. Judenhaß und Unduldsamkeit sind hier unbekannte Dinge geblieben. Der Deutsche lebt friedlich mit dem Juden, der Lutheraner begegnet dem Katholiken, Remonstranten, Mennoniten in Eintracht. Redner betonte, daß Nächstenliebe eine alte Forderung der jüdischen Lehrer und insbesondere für unsere heutige Zeit eine wichtige Eigenschaft sei.“

Zitat aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 6.10.1921

Keine zwanzig Jahre danach war es vorbei mit der Nächstenliebe. Seither gibt es in Friedrichstadt – soviel bekannt ist – keine bekennenden Juden mehr.

Welche Minderheiten leben in Friedrichstadt?

Die Definition von Minderheiten hat sich im Verlaufe der Zeit geändert. Zur Zeit der Territorialstaaten verstand man darunter in erster Linie die religiöse Zugehörigkeit. Im 19. Jahrhundert hat sich das Ganze aber in Richtung Nationalstaaten verschoben, welche sich nicht mehr durch ihre Religion, sondern ihre Sprache und ihre Kultur definieren. Entsprechend sucht man heute Juden zum Beispiel vergeblich unter der Liste der Minderheiten in Deutschland. Juden, das ist für den Staat und die große Mehrheit der Bürger klar, sind keine Minderheit, sondern ein wichtiger Teil vom Ganzen.

Aber es gibt trotzdem Minderheiten. Weniger, weil sie ausgegrenzt wären (was in mindestens einem Fall in der Praxis so nicht stimmt), sondern weil man sie im Gegenteil schützen will. Der Schutz betrifft die Sprache, das Ausleben gewisser kultureller Eigenheiten, die Teilhabe an Politik, Wirtschaft und Kommunikation (Medien).

In Schleswig-Holstein sind zwei nationale Minderheiten und eine Volksgruppe zu Hause: die dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe und deutsche Sinti und Roma. Während die Dänen sich gut organisiert haben und sie durch bilaterale Verträge mit Dänemark verschiedene politische Privilegien genießen, stehen die Friesen, Sinti und Roma weniger im Fokus der Öffentlichkeit. Die dänische Minderheit ist in Friedrichstadt stark vertreten und gut etabliert. So gut, dass man sie von klassischen Deutschen wohl nicht allzu leicht unterscheiden kann…

Die mutmaßlich 50.000 Friesen sind besonders stark im Landkreis Nordfriesland vertreten. Wie viele davon ihren Wohnsitz aber in Friedrichstadt haben, ist leider nicht dokumentiert. Roma und Sinti sind ebenfalls nicht erkennbar vertreten.

Klicken Sie hier für Informationen der Staatsregierung zur Minderheitenpolitik in SH

Woran erkennt man Mitglieder der dänischen Minderheit?

An ihren blonden Haaren und den Sommersprossen. Die Frauen sind im Schnitt deutlich größer als die Mehrheit der deutschen Frauen und die Männer neigen dazu, nach dem Genuss von dänischem Bier wehmütig zu werden und zu weinen.

Die dänischen Südschleswiger nutzen neben dem Dannebrog auch eine Flagge mit den Schleswigschen Löwen

Das ist natürlicher purer Unsinn. Die dänische Minderheit zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich von der übrigen deutschen Bevölkerung kaum unterscheidet. Wir leben im 21. Jahrhundert und in die Dänen sind offenkundig sogar etwas früher in der aktuellen Zeitperiode angekommen als die übrige Nation. Sie zeichnen sich nämlich durch eine deutlich offenere und liberalere Welthaltung aus. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie sich seit der Abspaltung Südschleswigs von Dänemark bestens mit den neuen Verhältnissen arrangiert haben.

Zwar haben sie sich noch einige Traditionen, Gewohnheiten und ein besseres Bildungssystem bewahrt. Aber sie haben sich nicht von der Mehrheit abgeschottet, sondern sich aktiv integriert. Es besteht ein Austausch in beide Richtungen, und „die reine Lehre“ dürfte es weder in Friedrichstadt noch im restlichen Bundesland mehr geben. Man ist zusammengewachsen und fest miteinander verwoben.

Genau genommen sind die Dänen wohl eine weniger klar umrissene Minderheit als etwa die Serben, die Türken und andere Mitmenschen aus Regionen außerhalb unseres Kulturkreises.

Nachtrag: Die glücklichsten Menschen sind jene, welche von einer solchen Konstellation profitieren, weil sie jeweils das Beste aus beiden Kulturen für sich nutzen. Die dänische Minderheit macht das schon sehr gut!

Besitzen die Angehörigen der dänischen Minderheit eine doppelte Staatsbürgerschaft?

Nein. Die dänische Minderheit definiert sich durch ihre kulturelle Zugehörigkeit und nicht durch ihre Staatsangehörigkeit. Dass es überhaupt zu dieser Minderheitensituation gekommen ist, hat historische Gründe. Lange Zeit waren das dänische Königreich und das Deutsche Reich im Norden Deutschlands unübersichtlich ineinander verzahnt. So haben wir schon bei Friedrich III. gesehen, dass er sowohl seinem Großvater, dem dänischen König, als auch dem deutschen Reich verbunden war. Diese Konstellation hat ihn politisch verschiedentlich in Loyalitätskonflikte gestürzt.

Auch später kam es deswegen immer wieder zu Konflikten. Teils, weil die beiden Reiche unterschiedliche Ziele verfolgten, teils, weil gewisse Gebietsansprüche nicht abschließend geklärt waren. Diese Klärung ergab sich 1713, als in einem ersten Schritt der dänische König den Herzögen das Lehen über Schleswig entzog, das Land besetzte und den Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf zu einem Herzog von Holstein reduzierte.

Als dann im zweiten Anlauf die Holsteiner mit Hilfe der Preußen 1864 die Dänen besiegten und aus Schleswig vertrieben, klärte sich die Lage zumindest territorial. Ab diesem Zeitpunkt war Schleswig-Holstein eine preußische Provinz. Wenn ein Gebiet über 1000 Jahre keine feste Grenze zwischen den Kulturen (Dänen, Deutsche, Friesen) kannte, führt eine solche Grenzziehung unweigerlich zu Mischzonen, in denen Angehörige beider Nationen zu finden sind.

Um diese Situation definitiv aufzulösen und eine Grenzziehung zu ermöglichen, welche möglichst wenig Konfliktstoff bietet, fand mehr als 50 Jahre und einen Weltkrieg später eine Volksabstimmung statt, in welcher sich die Bevölkerung für den einen oder den anderen Staat entscheiden konnte. Diese Entscheidung fällten die Bewohner in Nordschleswig (mit einer dänischen Mehrheit) zu Gunsten von Dänemark und die in Mittelschleswig mit großer Mehrheit in Richtung des deutschen Reiches. Damit war auch die Staatsangehörigkeit geregelt.

Welche kulturellen Zentren besitzen die Dänen in Friedrichstadt?

Die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein (und ebenso die deutsche Minderheit in Dänemark) ist entstanden, weil man sich bei der definitiven Grenzziehung durch die Volksabstimmung von 1920 nicht an der Sprachgrenze orientiert hat. Vielmehr wurde die Abstimmung so gesteuert, dass am Ende möglichst viele Gebiete den Dänen zugeschlagen wurden. Das war möglich, weil die Verhandlungsposition des deutschen Reiches nach dem verlorenen Weltkrieg nicht sehr stark war.

Als Folge dieser Vorgehensweise gab es nach 1920 sowohl auf der dänischen, als auch auf der deutschen Seite jeweils eine Minderheit.

Immerhin ist es den beiden Staaten in der Folge – also eigentlich erst ab 1955 – gelungen, einen Mechanismus zu schaffen, welcher verhindert, dass die jeweilige Minderheit in Gefahr gerät, unterdrückt und in der Ausübung ihrer kulturellen, religiösen, politischen und historischen Traditionen behindert oder gar deswegen verfolgt zu werden.

Weil die dänische Minderheit in Schleswig im Allgemeinen und in Friedrichstadt im Speziellen, erst seit relativ kurzer Zeit eine solche ist, finden wir nicht viele „historische“ Zentren von ihnen. Trotzdem gibt es natürliche Orte, in denen die Dänen ihre kulturellen Gemeinsamkeiten pflegen und in die Zukunft tragen.

In Friedrichstadt sind das:

Das Paludanus-Haus

Dieses Haus verdankt seinen Namen seinem ersten Hausherrn, Godefridus Paludanus, und wurde 1637 erbaut. Es handelte sich – wie man wohl schon am Namen erkennen kann – nicht etwa um einen Dänen, sondern um einen wohlhabenden Remonstranten aus den Niederlanden.

Vor rund 50 Jahren wurde es von der Kulturgemeinschaft der dänischen Minderheit erworben und zum Zwecke der Durchführung von Veranstaltungen und der Pflege der Gemeinschaft genutzt. Auch soll der Pastor der dänisch-lutherischen Kirchgemeinde dort wohnen können, wenn er in Friedrichstadt weilt.

Die Dänische Schule

Ein wichtiges Instrument, die eigene Kultur zu pflegen und in die nächste Generation weiterzutragen, ist die eigene Schule. Auch in Friedrichstadt gibt es eine dänische Schule, die Hans Helgesen-Skolen an der Schleswiger Str. 23.

Die Vorstellung, dass die dänische Art des Unterrichts der deutschen überlegen ist, hält sich hartnäckig. Deshalb ist es besonders in fortschrittlichen (bildungs)bürgerlichen Kreisen üblich, seine Kinder in die dänische Schule zu schicken. Mehr Respekt kann man einer Minderheit ja eigentlich nicht entgegenbringen!

Ungeachtet dessen und der Tatsache, dass die dänische Minderheit inzwischen eine der dänischen Sprache mächtigen Gruppe innerhalb der Deutschen ist (sprich: perfekt integriert): Die deutsche Sprache wird auch an der dänischen Schule immer wichtiger. Ein Umstand, welcher nicht allen gefallen soll.

Die dänisch-lutherische Kirche

Die Glaubensgemeinschaft verfügt über kein eigenes Sakralgebäude, sondern genießt Gastrecht in der Mennonitenkirche Friedrichstadt, etwas versteckt am Mittelburgwall 21 gelegen.  Auch das zeigt sehr schön, wie gut die dänische Minderheit innerhalb von Friedrichstadt integriert ist.

Feiern die Dänen auch 400 Jahre Friedrichstadt?

Selbstverständlich sind die Dänen auch dabei, wenn es darum geht „400 Jahre Friedrichstadt“ zu feiern. Es ist sogar so, dass sie nicht nur fest einbezogen sind, sondern sogar eine führende Rolle bei der Durchführung der Hauptveranstaltung zur Jubelfeier innehaben: „Am Markt – das Friedrichstadtmusical“ ist eine Produktion, bei welcher die wichtigsten Aufgaben von Mitgliedern der dänischen Minderheit wahrgenommen werden.

Mitgestalten

Wie feiern die Bürger 400 Jahre Friedrichstadt?

Welche Veranstaltungen sind zu 400 Jahre Friedrichstadt geplant?

Was ist der Höhepunkt zur Feier von 400 Jahre Friedrichstadt?